Man sah schon die Freude in den Gesichtern der Seniorinnen und Senioren am Treffpunkt zu der bevorstehenden Wanderung durch den Siebentischwald. Endlich wieder regelmäßig ohne große Einschränkungen in einer Gruppe mit dem Seniorenbeirat Stadtbergen wandern zu dürfen, sich mit Freunden, Bekannten und Gleichgesinnten austauschen zu können und gleichzeitig die schöne Natur auf sich wirken zu lassen. Der Stadtwald bietet nicht nur schattigen Mischwald und sonnige Wiesenflächen sowie zahlreiche Bachläufe wie den Lochbach, Zigeunerbach (vielleicht inzwischen schon umgetauft), Brunnenbach, Siebenbrunner Bach, sondern auch viele geschichtliche Besonderheiten, die manchem der Teilnehmer noch unbekannt waren. Nach einer knappen Stunde Wanderung vom Startpunkt an der Sportanlage Süd auf gepflegten und ebenen Wegen passierte man den Grenzgraben, der vor etwa 300 Jahren das Gebiet der freien Reichstadt Augsburg vom Herzog- und Kurfürstentum Bayern trennte. Nur unweit davon im Süden gab es einen dritten souveränen Staat, das Reichstift St. Ulrich und Afra. Wer hier auf Entdeckungsreise geht, findet noch Grenzsteine aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Gegenüber der Gastwirtschaft in Siebenbrunn, wo man gemütlich im Biergarten zu Mittag aß, befindet sich ein repräsentatives Gebäude mit Uhrturm, das früher einmal das Schulhaus des damals wesentlich größeren Ortes Siebenbrunn war.
Am Nachmittag wanderte man weiter zunächst in Richtung Lech bevor man einen Bogen nach Nordwesten machte. Hätte man dort nicht eine Gedenktafel passiert, so hätte es niemand bemerkt, dass hier einmal eine größere Siedlung mit Gasthaus und eine mechanische Weberei mit einem großen Fabrikgebäude gestanden hat. Im Jahre 1977 beschloss der Augsburger Stadtrat das gesamte Areal abzubrechen, um die dortigen Trinkbrunnen für die Wasserversorgung zu schützen. Die Natur hat sich inzwischen alles zurückgeholt. Außer einigen Kastanienbäumen ist vom ehemaligen Unterdorf von Siebenbrunn nichts mehr zu sehen.
Wenn man den Weg nicht kennt, denn es gibt keinen einzigen Wegweiser zum Höhepunkt der Wanderung, findet man den Galgenablass nur schwer. Es gab viele erstaunte Gesichter, als erklärt wurde, dass dieser Ort zum Weltkulturerbe zählt, als Teil des Augsburger Systems zum Wassermanagement. Seit etwa 500 Jahren besteht dort eine Wasserkreuzung, damit das Trinkwasser und das Brauchwasser der beiden Bäche sich nicht vermischen. Zur Regulierung der Wassermengen gab es einen Schütz, dessen Schieber an einer Konstruktion aufgehängt war, die einem Galgen glich. Mit einer Richtstätte hat dies also nichts zu tun.
Nahe am Ausgangspunkt der Wanderung wieder angekommen, beschloss die Gruppe diesen erlebnisreichen Tag mit einer Umrundung des nahegelegenen Stempflesees abzuschließen und dann noch in ein Café einzukehren.
Wir freuen uns auf die nächste Wanderung am Samstag, 9. Oktober, nach Augsburg. Wir werden den Spuren des Weltkulturerbes „Wasser“ nachgehen und Interessantes entdecken.
Bild/Text: Raimund Strauch