Gemeinsam traten sie vor über 300 Jahren ins barocke Leben
St. Georg und Michael in Göggingen sowie St. Peter und Paul in Inningen wurden beide am selben Tag geweiht.
Göggingen Inningen
So etwas wird es wohl nirgends sonst geben: Zwei das Wertachtal prägende Barockkirchen, die am selben Tag geweiht wurden. Bischof Johann Kasimir Rölls hatte am 17. Oktober 1713 – vor etwas mehr als 300 Jahren – wohl eine Menge zu tun. Doch das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit. Beide Kirchen teilen auch schöne Doppelnamen: St. Georg und Michael sowie St. Peter und Paul, was den Vorteil hat, dass einer der Patrone im Falle einer Verhinderung schnell von seinem Kollegen vertreten werden kann.
Auch das Datum der Grundsteinlegung ist identisch: der 13. März 1713. Zudem wurden die romanischen Turmunterbauten aus dem 12./13. Jahrhundert in beiden Kirchen weiterverwendet. Sie gehören heute zu den ältesten erhaltenen Baulichkeiten in Göggingen und Inningen. Die alten romanischen Kirchenschiffe jedoch waren recht marode und mussten der „modernen“ Zeit weichen.
Die Radauer sind recht mickrig
Schulmeister Xaver Bestle, der wegen seines mageren Gehalts auch als Mesner tätig war, beschrieb die alte Gögginger Kirche als „mehr einem Keller als einer Kirche ähnlich“. In Inningen dürfte es kaum anders gewesen sein. Bei St. Peter und Paul blieb immerhin die mittelalterliche Kirchhofanlage erhalten, die auch Verteidigungszwecken diente.
Die Gögginger jedoch erlebten finanzielle Schwierigkeiten. Während des Baus ging ihnen das Geld aus, sodass der alte gotische Kirchturm bis 1735 – über 20 Jahre lang – weiterhin stehen blieb. Erst danach wurden die barocken Obergeschosse errichtet, basierend auf dem fünfstöckigen romanischen Fundament. Die Radauer, die zwar kirchlich zu Göggingen gehörten, zeigten sich jedoch nicht sehr spendabel und öffneten ihre bescheiden gefüllten Portemonnaies nicht.
Die Kirchenstühle werden verlost
Schließlich ging alles doch noch gut aus. Die Kirchenpatrone dürften wohl ein wenig nachgeholfen haben. St. Georg und Michael konnten sich sogar eine Wetterglocke leisten, die in Rom geweiht wurde. Die Finanzierung der beiden Barockkirchen war jedoch eine Herausforderung. Die Zehentberechtigten, die von ihren bäuerlichen Untertanen erhielten, gaben es treuhänderisch weiter.
Für die Innenausstattung der Kirchen mussten die örtlichen Kirchenstiftungen und Gemeinden aufkommen. Die „Manns- und Weiberstühle“ wurden gegen Zahlung eines Platzgeldes verlost. Hoffentlich lief alles korrekt ab. Eine Besonderheit war die Kostentragungspflicht für die Kirchturmuhren, die den Gemeinden oblag – sicherlich keine leichte Aufgabe für die Säckelmeister.