Historische Betrachtungen von Heinz Münzenrieder
Michael Kurz verband den Jugendstil mit der Moderne …
… und war einer der führenden deutschen Kirchenarchitekten des 20. Jahrhundert. Bahnbrechendes leistete er auch in Pfersee.
Fünfzig lange Jahre – bis zu seinem Tod 1957 – bewohnte er die osmanisch wirkende Traditions-Villa am Gögginger Klausenberg. Die Rede ist vom 1876 in Außernzell bei Deggendorf geborenen Architekten Michael Kurz, der zu den führenden Kirchenarchitekten des 20. Jahrhunderts in Deutschland zählt und dessen sakrale Werke Eingang gefunden haben in die Annalen der künstlerischen Moderne. Bis zum Professor der Bildenden Künste brachte er es, dessen Eltern einen Gasthof und eine Mühle betrieben. Zur Avantgarde eines neuen Kirchenbaustils zählend, gestaltete er – die damals vorherrschende neubarocke Richtung verlassend – den Innenraum der von ihm konzipierten Pferseer Herz-Jesu-Kirche mit Elementen des neu aufkommenden Jugendstils, die ihresgleichen wohl in ganz Süddeutschland suchen. Allen passte dies nicht. Er wendet sich mit der von ihm zwischen 1907 und 1910 konzipierten Baulichkeit damit schon der Moderne zu. Viel Aufsehen – aber auch Kritik – erregte der Herr Professor dann beim zwischen 1924 und 1927 erfolgenden Neubau der St. Antons-Stadtpfarrkirche an der Imhofstraße.
Die Verwendung von Klinkerziegeln norddeutscher Herkunft sowie von Eisenbeton war ein Novum und bedurfte der Gewöhnung. Doch heute besteht Einigkeit darüber: Der Sakralbau am Wittelsbacher Park ist – auch wegen des gediegene Festlichkeit ausstrahlenden offenen Innenraumes – bahnbrechend für die moderne deutsche Kirchenarchitektur. Allein in Augsburg führte der bienenfleißige Architekt Regie bei gleich zehn Kirchenprojekten. Dies teilweise zusammen mit seinen Kollegen Hans Döllgast und Thomas Wechs. Und dann gibt es noch ein nettes historisches Zusammenspiel zwischen Pfersee und Göggingen: Als vor Jahren die Grabstätte von Professor Kurz auf dem Gögginger Friedhof aufgelöst wurde und das Grabmal sozusagen herrenlos war, schaltete sich der Senior des Gögginger Geschichtskreises, Martin Eberle, ein. Im Zusammenwirken mit der Kirchenverwaltung und dem hohen Friedhofsamt wurde der Grabstein zu Herz Jesu gebracht. Seitdem erinnert er an der äußeren Kirchen-Nordseite an einen großartigen Künstler, der deutschlandweit Zeichen setzte und der die Identität Pfersees bereicherte.