Fledermaus hebt ab – mit einem Flügel und drei starken Stimmen: Die „Königin der Operette“ sorgt im Bürgersaal für Überraschungen

Fledermaus hebt ab – mit einem Flügel und drei starken Stimmen: Die „Königin der Operette“ sorgt im Bürgersaal für Überraschungen


Die Fledermaus von Johann Strauß gehört zur Karnevalszeit wie der Bürgersaal zu Stadtbergen. Doch kann dieses Meisterwerk mit all seinen Facetten von nur vier Künstlern inszeniert und aufgeführt werden?Dass dies nicht nur möglich ist, sondern helle Begeisterung auslösen kann, zeigte ein originelles „Gastspiel mit Hindernissen“, so der Untertitel einer Aufführung in der beliebten Kulturstätte von Stadtbergen.In der erfrischenden Collage aus beschwingten Operettenmelodien, beherzten Schauspieleinlagen und bissigem Kabarett verwandelten sich Astrid Marie Lazar (Sopran), Michael Suttner (Tenor) und Herbert Hanko (Bariton und Moderator) in die unterschiedlichsten Charaktere der Fledermaus und ließen das aristokratische Verwechslungsspiel zu einem abendfüllenden Vergnügen werden.Begleitet wurden die Gesangskünstler von der Pianistin Susanna Klovsky, die sich bereits in jungen Jahren einen Namen gemacht hat für ihr exquisites Klavierspiel, das auch an diesem Abend überzeugte.Dem begeisterten Publikum bot sich ein Augen- und Ohrenschmaus, wenn Suttner abwechselnd in die Rollen des Gabriel von Eisenstein und dessen Nebenbuhler Alfred schlüpfte. Der gebürtige Augsburger erntete tosenden Applaus, als er für den „Feuerstrom der Reben“ seine Tenorstimme unvermittelt in einen weiblichen Sopran verwandelte.Hanko überzeugte indes in der Rolle des intriganten Dr. Falke, als Gefängniswärter mit Wiener Mundart und auch mal keck als Kammerzofe.Einen musikalischen Höhepunkt bildeten zweifellos die stimmgewaltigen Auftritte der Sopranistin Astrid Marie Lazar, die den unterschiedlichen Anforderungen des Dienstmädchens Adele („Der Herr Marquis“) und der Rosalinde von Eisenstein („So muss allein ich bleiben“) mehr als gerecht wurde.Doch die Darbietung blieb nicht nur auf die meisterhafte Gesangskunst beschränkt:Für die „Klänge der Heimat“ wurden Statisten spontan aus dem Publikum geholt, Suttner überraschte mit einer verblüffenden Bühnenillusion und Hanko baute auf freche Weise aktuelle Themen von Schweinegrippe bis Steuersünder in das Programm ein.Freilich war das Gastspiel auf die ersten zwei Akte der Fledermaus verkürzt, da im dritten Akt die beiden Kontrahenten gleichzeitig auftreten müssten. Doch dies minderte in keinster Weise den Genuss des Operettenabends: Die Künstler woben stattdessen wunderschöne Werke von Emmerich Kálmán („Höre ich Zigeunergeigen“) und Franz Lehár („Lippen schweigen“) in die Handlung ein und hielten sich damit in origineller Weise an die Kernaussage der Fledermaus: Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist…Ändern ließ sich Eines jedenfalls garantiert nicht: Die Stadtberger Fledermaus-Vorstellung war ein meisterhaft inszeniertes Klassikvergnügen der ganz besonderen Art, obgleich die Aufführung von den Interpreten augenzwinkernd als „Operettenchaos“ angekündigt worden war.  Text/Bilder: Daniela Ziegler