Fernstrecken-Fahrradtour zu Familie Focke
Ein Besuch von der im Ausland lebenden Tochter – auch wenn er über drei Ländergrenzen geht – ist ja nicht so ungewöhnlich. Die Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen schon eher. Und wenn man die Fahrerin keineswegs eine Radsportlerin im landläufigen Sinne nennen kann, zudem das Fahrrad neu und für sie ungewohnt und die Strecke immerhin 277 km lang ist, – dann beweist solch ein Unternehmen auf jeden Fall so etwas wie Wagemut …
Erika Focke-Grünenfelder heißt die Wagemutige, die sich am 1. September im Ort Balzers in Liechtenstein aufmachte, ihre Eltern Ingrid und Rudolf Focke in Göggingen zu besuchen.
Übernachtung in Privatquartier
Über die Schweiz und Österreich, ein Stück weit auf dem Bodensee- und dem Bodensee-Donau-Radweg, führte sie die Strecke dem Rhein entlang bis Opfenbach, wo sie nach 95 Kilometern Fahrstrecke übernachtete. Die weitere Strecke haben wir auf unserer kleinen Karte dargestellt. Erlebnisse unterwegs? Klar, gab’s die: So hat sie In Herbetsried, am Ende einer Etappe, einen Wandersmann gefragt, wo man in dem Ort übernachten könne und erfuhr von ihm, es gebe hier gastronomisch lediglich ein Café, aber da könne man nicht übernachten. “So landete ich dann im Haus des Mannes und bekam dort einen Schlafplatz im Saunaruheraum .” Für ein anderes, etwas Schreck behaftetes, sorgte ein Huhn, das ihren Weg kreuzte und sie beinahe zu Fall brachte. “Ich musste ein Notbremsung machen, aber das Huhn ist heil davon gekommen!”
Fahrrad als Spezialanfertigung
Das Fahrrad, mit dem die schlanke und sehr hochgewachsene Frau unterwegs war, hat sie sich aus entsprechenden Komponenten zusammenbauen lassen – passend zu ihren Körpermaßen und Proportionen, ergonomische Anforderungen, die nicht überraschen bei Erika Focke-Grünfelder, einer erfahrenen Physiotherapeutin mit eigenen Praxis in Liechtenstein. “Ich habe kein Fahrrad gefunden, das mir von der Größe her entsprochen hätte, es sollte leicht sein und 28-er Räder haben. Auf alle Fälle wollte ich einen Tiefeinsteiger, da mich dieses Rad noch viele Jahre meines Lebens begleiten soll und niemand eventuelle körperliche, z .B. altersbedingte, Probleme voraussehen kann. Ich fahre auch oft mit einem einkaufsbeladenen Korb, das Rad beim Auf- und Absteigen schräg stellen geht da nicht.” Weitere technische Details sind ein höhenverstellbarer Lenker mit Schnellverschluss, Gabelfederung, Sattelfederung, Roloff-14-Gang-Nabenschaltung, hydraulische Felgenbremsen , stabile Felgen. Über letztere war die Fahrerin besonders froh auf der letzten Etappe, vor Bobingen erwies sich der Weg nämlich als sehr holperig und schmal; erst ab Inningen wurde es besser, aber “zum Ende der wirklich sehr schönen, aber auch sehr anstrengenden 3-Tage-Fahrt hätte ich mir Asphalt gewünscht!”, gesteht Erika Focke-Grünfelder. Und noch etwas gesteht sie, nämlich, dass sie für den Rückweg den Zug nehmen wird … Gunnar Olms