Einem der größten Industriedenkmäler Bayerns droht der Untergang: Bahnpark Augsburg schlägt Alarm

In der sogenannten Dampflokhalle aus den 1920er-Jahren befinden sich Spezialwerkstätten für die Unterhaltung von Dampflokomotiven.

Hilferuf an Ministerpräsident Horst Seehofer – 17 Jahre Aufbauarbeit und über drei Millionen Euro Fördermittel drohen zu verpuffen

Aufwändige Genehmigungsverfahren und wechselnde Zuständigkeiten bei den Behörden in Land und Stadt haben dafür gesorgt, dass mit dem Kultur- und Museumsprojekt Bahnpark Augsburg eines der größten Industriedenkmäler Bayerns in Schieflage geraten ist. Seit rund acht Monaten ist das Gelände behördlich verordnet geschlossen oder nur für einzelne Veranstaltungen zugänglich. Nun gehen dem Betreiber die Mittel aus. 17 Jahre Aufbauarbeit und weit über drei Millionen Euro öffentliche und private Förderungen drohen damit zu verpuffen. Jetzt richtete der Betreiber, eine kleine gemeinnützige GmbH, die von mehreren fördernden Vereinen unterstützt wird, einen Hilferuf an Ministerpräsident Horst
Seehofer.
Der heutige Bahnpark Augsburg wurde im Jahr 1906 von den Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen errichtet. Das historische Bahnbetriebswerk steht längst unter Denkmalschutz und zählt zur Europäischen Route der Industriekultur ERIH.
Das Vorhaben wurde in den vergangenen 17 Jahren von der gemeinnützigen Bahnpark Augsburg gGmbH aufgebaut, die dabei durch eine Stiftung und mehrere fördernde Vereine mit insgesamt rund 350 Mitgliedern begleitet wird. Die Stadt Augsburg fasste schon 2002 einen einstimmigen Grundsatzbeschluss zur „Errichtung eines Bahnparkprojektes mit kulturellen und musealen Angeboten“. Namhafte Fördergeber und Sponsoren unterstützten die Entwicklung – darunter der Freistaat Bayern, der Bezirk Schwaben, die Stadt Augsburg, die Bayerische Landesstiftung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Stadtsparkasse sowie die Sparda-Bank.
Insgesamt flossen bereits über drei Millionen Euro in das Projekt, das mit zwei Denkmalschutzpreisen ausgezeichnet wurde. Neun europäische Staaten entsandten historische Lokomotiven als Leihgaben in das sogenannte „Rundhaus Europa“, wo sie als stählerne Zeitzeugen von europäischer Kulturgeschichte berichten sollen. Das Königreich Schweden übergab sogar eine Dampflok aus dem Jahr 1912 als Geschenk.
Doch die gesamte Aufbauarbeit der vergangenen 17 Jahre, die weit über drei Millionen Euro Fördermittel, die bereits verbaut wurden, alle Pläne und Vorhaben für die Zukunft, drohen nun zu zerplatzen. Der Grund: Im November 2016 wurden von den Behörden in Land und Stadt für den Bahnpark Augsburg verschiedene baurechtliche Genehmigungsverfahren gefordert. Aus einfachen Bauanträgen wurde ein umfangreiches Planfeststellungsverfahren, mit dem keiner der Beteiligten rechnen konnte. Mehrmals wurden die Zuständigkeiten zwischen den Behörden hin und her geschoben. Daraufhin kam der Betrieb faktisch zum erliegen.
Nun gehen der gemeinnützigen Bahnpark Augsburg gGmbH die Mittel aus. Längst ist die rein privat getragene Gesellschaft den immer größer werdenden Aufgaben beim Erhalt und bei der Reaktivierung der Sonderimmobilie nicht mehr gewachsen. Mehrmals wies der Geschäftsführer Markus Hehl alle Beteiligten in den vergangenen Jahren auf den grundsätzlichen „Konstruktionsfehler“ in der Trägerschaft des Projektes und auf die sich zuspitzende Lage hin.
Kurzfristig braucht der Bahnpark als eines der größten Industriedenkmäler Bayerns eine finanzielle Nothilfe. Mittelfristig muss die Trägerschaft für das Vorhaben auf eine sichere Basis gestellt werden. Dr. Ludwig Spaenle, der amtierende bayerische Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, hatte schon im Oktober 2014 auf die Notwendigkeit hingewiesen, die „Betriebsträgerschaft“ dauerhaft sicherzustellen. Mehr Engagement vonseiten der Stadt und des Freistaates für den Bahnpark hält auch Dr. Thomas Goppel (CSU) für notwendig. In einem Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung empfahl der frühere bayerische Kultusminister und heutige Vorsitzende des Landesdenkmalrates ein Trägermodell mit einer öffentlich-rechtlichen Beteiligung.
Angesichts der sich nun abzeichnenden Dramatik alarmierte der Bahnpark Augsburg noch einmal die Stadtspitze, die Staatsregierung und die Augsburger Landtagsabgeordneten. Schließlich wurde auch ein Hilferuf an Ministerpräsident Horst Seehofer gerichtet.

pm Bahnpark Augsburg