Ein Tibetischer Pilz gegen Gelenkschmerzen?
Über ihre freundschaftliche Beziehung zu einer Knolle erzählt unsere Kefir-Redakteurin Barbara OlmsEigentlich wollte ich ja nur möglichst lange leben (das will bekanntermaßen wohl jeder, nur alt werden will niemand) und habe mir deshalb von einer Bekannten jene sagenhafte Kefirknolle besorgt, die auch unter der Bezeichnung Kefirpilz oder tibetanischer Pilz auftritt. Den brachte nämlich schon 1908 der russische Bakteriologe und Nobelpreisträger Metschnikow in Zusammenhang mit den uralten Rumänen und Bulgaren, die regelmäßig dickflüssige saure Milch tranken.
Im Gegensatz zu dem ebenfalls in der Welt kursierenden Kombucha-Pilz, den ich auch schon mal in meiner Küche beherbergt hatte, der sich von Schwarztee und Zucker ernährt und mir allmählich über den Topf und über den Kopf wuchs, wirkte meine kleine Kefirknolle auf mich von Anfang an viel freundlicher: rein weiß, fühlt sich nicht glibberig an oder so, sondern ungefähr wie ein feuchtes Gummibärchen und sie ist auch etwa so groß. Mein Kefirpilz mag auch keinen Tee (jedenfalls ist nichts davon überliefert) sondern Milch; dass es mit Ziegen- oder Schafsmilch geht, kann ich mir zwar vorstellen, ich verwende aber Kuhmilch. Haltbare, aus Bio-Produktion von glücklichen Kühen. Natürlich hab’ ich mich informiert, was der Pilz da drin macht und erfahren, dass verschiedene Bakterien in den Knollen Hefen, Eiweiße, Fette und Polysaccaride und wer weiß was noch alles produzieren. Ob der regelmäßige Genuss der so angereicherten Milch (den Pilz selber esse ich nicht) wirklich ein langes Leben beschert, kann ich natürlich erst an dessen Ende beurteilen und werde es dann im SÜDANZEIGER veröffentlichen. Was ich aber jetzt schon festgestellt habe, will ich Ihnen nicht verheimlichen: seit ich regelmäßig diese selbst gemachte Kefir-Milch trinke, sind meine seit Jahren anhaltenden Gelenkschmerzen verschwunden! Zunächst hielt ich das für Zufall, habe dann aber mal kurze Zeit ausgesetzt und die Schmerzen waren wieder da.
Und wie geht es nun weiter mit meinem Kefir-Pilz? Der wächst nämlich und verdoppelt bei Raumtemperatur seine Masse in etwa 14 Tagen. Laut einer Beschreibung können die Knollen zur Aufbewahrung getrocknet oder eingefroren werden – das halte ich aber für Pilzquälerei und möchte es ihnen nicht antun. So bleibt nur, die Knolle immer wieder zu teilen (das tut ihm sicher nicht weh) und an Freunde und Bekannte weiterzugeben (wer eine will, kann sich bei mir melden) – mit ausführlicher schriftlicher Gebrauchsanweisung, denn etwas Pflege braucht der Milchkefir schon. So darf er zum Beispiel nirgendwo mit Metall in Berührung kommen. Doch die Mühe lohnt sich: mein selbst gemachter Kefir enthält keine künstlichen Aromen, weder Konservierungs- noch Bindemittel. Übrigens, der im Kühlregal angebotene, industriell produzierte Kefir entspricht üblicherweise nicht dem traditionell mit Knollen hergestellten Getränk. Es heißt „Kefir, mild“ enthält in der Regel keinen Alkohol, aber Laktose – der selbst gemachte kann je nach Gärdauer bis zu 2 Prozent Alkohol erreichen, ist dafür aber laktosefrei (wichtig bei Laktoseunverträglichkeit).
Ob ich für die Entdeckung, dass mein Kefirgetränk gegen Gelenkschmerzen hilft, auch mal den Nobelpreis bekomme, weiß ich nicht – publiziert ist diese meine Erkenntnis jetzt jedenfalls, liebe Preiskommission!