„Wissen Sie etwas über die Zeit des Komponisten Max Welcker in Haunstetten ?“ , so fragte der Leiter des Dresdner Chores Dimuthea Ralf Schinzel vor einigen Monaten beim Kulturkreis Haunstetten an. „Das Archiv des Kulturkreises Haunstetten e.V. löste nach und nach das Rätsel seiner Zeit in Haunstetten auf“ erklärte Vorsitzende Jutta Goßner
Max Welcker erblickte am 4. Dezember 1878 in Augsburg als Sohn einer Musikerfamilie das Licht der Welt.Sein Vater spielte als 1. Geiger 44 Jahre lang im städtisches Orchester Augsburg. Seine Mutter Amalie sang im Chor des Stadttheaters sowie der Stadtpfarrkirche St. Max.
Max Welckers (1878 – 1955) Lebensweg hatte ihn auch nach Haunstetten geführt . Als junger Lehrer unterrichtete er von September 1899 bis Juli 1901 im Schulhaus in der heutigen Dudenstraße. Die Schule war 1888 unter Bürgermeister Karl Seethaler gerade fertiggestellt worden: ca. 260 Kinder wurden dort von drei Lehrern unterrichtet. Die Zahl der Schulkinder wuchs rasch, 1900 gab es schon an die 335. Mit finanzieller Hilfe des Kommerzienrats Georg Käß konnte nach der Jahrhundertwende die Eichendorff-Schule erbaut werden. Die gemeindliche Kinderbewahranstalt im ehemaligen Schulhaus von 1888 wurde 1906 unter der Leitung von Schwestern des Klosters Maria Stern Augsburg eröffnet; die Schwestern leiteten sie bis 1974 – mit Ausnahme der Zeit des Nationalsozialismus. Heute ist dort Kindertagesstätte der Stadt Augsburg. (Bild Schule)
Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden stellte Haunstetten seinen Lehrkräften Dienstwohnungen zur Verfügung und so wohnte Max Welcker in Haunstetten und konnte sich mit großem Eifer im Gemeindeleben einbringen.
Der junge Lehrer war engagierter Dirigent und Chorleiter der Sängergesellschaft „Einigkeit“ und gab wiederholt Konzerte. Auch Singspiele und Operetten standen auf dem Repertoire und bildeten Höhepunkte im gesellschaftlichen Leben.
Sonntags spielte er in der neu gestalteten Kirche St.Georg die Orgel. 1886 bis 1888 war St.Georg unter Pfarrer Eberhard Spickermann um zehn Meter nach Westen verlängert und mit neuen Fresken versehen worden. (Bild St.Georg) Auch die Orgel war neu: vom Orgelbauer Offner geschaffen, eingefügt in ein neubarockes Gehäuse des Augsburger Kunsthändlers Carl Port.
Mit 29 Jahren veröffentlicht Max Welcker seine erste Kompositionen. In der Folge schreibt er Kirchenmusik, Messgesänge, Predigtlieder, sakrale Gesänge, Hymnen, Marien- und Weihnachtslieder, Kirchenlieder, Requien, Chorgesänge, weltliche Lieder und Humoristisches. Seine heiteren Kompositionen waren in Süddeutschland sowie der Schweiz und Österreich bekannt und beliebt.
Einer Statistik zufolge wurden bis 1933 alleine seine lateinischen Messen in mindestens 26 österreichischen Gotteshäusern aufgeführt.
Eine kleine Auswahl der Kirchenmusik: Bauernmesse „O Herr, ich trete zum Altar „, op. 205 für 1-2 stimmigen Volksgesang & Orgel; Ave Maria „Es will das Licht des Tages scheiden“ (Text von Karl May) für Tenorsolo und Männerchor.
Doch das Heitere kam nicht zu kurz wie z.B. „Ein Lob der Weißwurst“ op. 112/5 für Männerchor; „Ein Lied vom Schnupftabak“ op. 114/7.
Seinen Lebensabend verbrachte Welcker seit 1944 in Krumbach, wo er 1955 hochgeehrt starb. Doch seine Werke gerieten in Vergessenheit …. bis sie in Dresden wiederentdeckt wurden.
2018 erschien in Dresden die Doppel-CD „Lichterglanz vom Himmelszelt“ mit zahlreichen von Max Welcker komponierten Weihnachtsliedern, darunter 18 bis dahin unveröffentlichte.
Goßner Jutta 05.12.2020