150 Jahre Landwirtschaftsschule Augsburg/ Sie hat sich in 150 Jahren von einer landwirtschaftlichen Grundbildungseinrichtung zu einer modernen Weiterbildungseichrichtung für landwirtschaftliche Unternehmer entwickelt. Sie gehört damit zu den traditionsreichsten landwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen in Bayern.
Im Rahmen eines Festakts im Bürgersaal Stadtbergen feierte die Landwirtschaftsschule Augsburg ihr 150-jähriges Bestehen und entließ 20 frisch gebackene Absolventen. Schulleiter Konrad Hörl freute sich unter den vielen Gästen aus Politik und Verwaltung, Vertreter landwirtschaftlicher Organisationen an erster Stelle Ministerialdirigent Wolfram Schöhl, Leiter der Abteilung Ausbildung und Beratung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten begrüßen zu können. Sein besonderer Gruß galt den Landtagsabgeordneten Dr. Simone Strohmayr, Georg Winter, Herbert Woerlein, Johann Häusler, Regierungspräsident Karl Michael Scheufele, Landrat Martin Sailer, Landrat Klaus Metzger (Aichach-Friedberg), Altlandrat Dr. Karl Vogele, Behördenleiter Wolfgang Sailer, Franz Rotter, Vorsitzender des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung und dem „Hausherrn“ Stadtbergens Erstem Bürgermeister Paulus Metz. „Ich glaube, Sie sind schon a bisserl stolz darauf, eine Einrichtung wie die Landwirtschaftsschule in Stadtbergen zu haben. Wir pflegen gute nachbarschaftliche Beziehungen“, so Hörl. Zur Freude der vielen Gäste war auch für eine „zünftig-bayerisch“ musikalische Umrahmung gesorgt. So „spuilten“ unter der Leitung von Walter Schuler, Musikanten auf, die alle einmal die Landwirtschaftsschule besuchten und sich nur für die Jubiläumsveranstaltung zusammen gefunden haben.
Ministerialdirigent Wolfram Schöhl erinnerte an die Gründung der drittältesten Landwirtschaftsschule am 3. November 1868: „Augsburg gehört somit zu den Bildungspionieren im Freistaat“. Früher war es sogar üblich, dass Schüler und Ehemalige beim Schulbau mitanpacken mussten, den Bodenaushub oder auch Fundamentarbeiten übernahmen. In seinem Glückwunsch an die Absolventen des Jubiläumsjahrgangs hob er hervor, dass deren berufliche Aus- und Fortbildung auf einem festen Fundament steht und die berufliche Aus- und Fortbildung einem Studium gleichstellt. „Wir brauchen Meister und Master, Praxis und Theorie. Geben Sie das Gelernte, aber auch Ihre hohen Maßstäbe und Ihre Wertschätzung für Bildung an den Nachwuchs weiter. Zukünftig werden Sie es sein, die die Verantwortung für die nächste Generation haben und selber ausbilden dürfen“. Er versicherte den angehenden Meistern, die gerade einen Agrarberuf lernen, dass sie sich auch weiterhin auf ein starkes staatliches Netzwerk mit den Eckpunkten Förderung, Bildung und Beratung verlassen können. „Bei den Koalitionsverhandlungen hat Bayern für die Landwirtschaft viel erreicht: Das Leitbild einer multifunktionalen familiengeführten bäuerlichen Landwirtschaft ist nun als Koalitionsziel bundesweit verankert. Die Finanzmittel fließen damit nicht nur verstärkt für öffentliche Leistungen, sondern auch um die Einkommen der Bauernfamilien zu stärken“. Ziel ist es ebenso den bäuerlichen Familienbetrieben Zugang zu den neuen digitalen Technologien zu verschaffen. Insgesamt stellt die Staatsregierung für die „Offensive Land- und Fortwirtschaft 4.0“ 100 Millionen Euro bereit, Bayern investiert Milliardenbeträge zum flächendeckenden Ausbau des Internets und des 5 G-Funkstandards. „Wir möchten nicht nur günstige Rahmenbedingungen für wettbewerbsfähige bäuerliche Betriebe schaffen, sondern wenden uns auch den Themen zu, die der Gesellschaft besonders am Herzen liegen: wie der Wert von Lebensmitteln, die Fragen des Tierwohls und der nachhaltigen Waldnutzung, aber auch die Eindämmung des Flächenverbrauchs“, betonte Schöhl. Er hob deutlich heraus, dass die Landwirtschaft die Akzeptanz der ganzen Bevölkerung braucht. Zur Zukunftsfähigkeit leistet die Landwirtschaftsschule Augsburg einen wesentlichen Beitrag. „Damit wir auch weiterhin eine hohe Flexibilität der Familienbetrieb und ein hohes Bildungsniveau der Landwirte haben, gilt es mehr denn je, Eltern wie auch junge Menschen davon zu überzeugen, dass es im ureigenen Interesse einer erfolgreichen betrieblichen Zukunft liegt, die Angebote der Bildung zu nützen, in Bayern sogar weitgehend kostenfrei“, sagt Schöhl.
Der Rückblick auf die vergangenen 150 Jahre Landwirtschaft, die damit verbundene Mechanisierung und Automatisierung sowie die anrollende Digitalisierung ist eindrucksvoll. „Der Ausblick auf die Zukunft ist hoffnungsvoll. Mit der richtigen Idee hat jeder Betrieb, unabhängig von der Zahl der Hektare, eine Zukunft. Unsere Betriebe müssen nicht größer sein, aber schneller und besser als andere. Dabei wird Sie die Bayerische Staatsregierung weiterhin unermüdlich unterstützen“, signalisierte Ministerialdirigent Wolfram Schöhl.
Vor der feierlichen Zeugnisverleihung und Vergabe der Stipendien gab Semestersprecher Christian Höger einen interessanten Bilder-Rückblick des Wintersemesters und Michael Schuster aus Kissing stellte seine Wirtschafterarbeit zum „Vollerwerb mit Ackerbau, Färsen- und Kuhmast“ vor. Schulleiter Konrad Hörl betonte, dass der Abschluss unbestritten demonstriert, wie leistungsbereit die Absolventen sind. Der Abschluss demonstriere aber auch für den Berufsstand, welch großer Wert in der Landwirtschaft auf berufliche Qualifikation gelegt wird zum Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft.
Über ein staatliches Stipendium je über 1200 Euro freuen sich die jahrgangsbesten Absolventen Martin Zott (1,50) aus Aretsried, Stefan Büschl (1,71) aus Kleinaitingen und Lukas Wiedemann (1,78) aus Täfertingen. Drei weitere Stipendien über 250 Euro, ausgelobt von den Kreisverbänden des Bayerischen Bauernverbandes, wurden an Maximilian Baindl, Mittelstetten, Manuel Held, Hittistetten und Marco Werdich, Anhofen, alle mit dem Notendurchschnitt von 2,0 , vergeben.
Text/Foto:Ingrid Strohmayr