Es war ein wunderschöner Abend, einer, der in der Erinnerung noch lange weiterleben wird. Im Rahmen der Städtepatenschaft Augsburg – Neudek / Nejdek hatten die Arbeitsgemeinschaft Gögginger Vereine und Organisationen und die Heimatgruppe „Glück Auf“ zu einem festlichen Benefizkonzert eingeladen. Es war bereits das zweite Konzert unter dem Motto „Musik verbindet“. Das erste fand vor gut zwei Jahren in Neudek statt unter Mitwirkung der Kolping-Turmbläser aus Göggingen, dem Zitherspieler Karl Hahn und Bariton- Sänger Kurt Schnürch sowie eines Kinderchores der Musikschule Nejdek, der Zitherspielerin Berta Ruzicka und nicht zuletzt des Pianisten Ales Vitek.
In diesem Jahr waren der Neudeker Kirchenchor Nejzpev unter Leitung von Jana Uhlikova und die Chorgemeinschaft Kolping / Lyra unter Leitung von Werner Schrupp mit einem anspruchsvollen Proramm beteiligt. Es war eine der ersten Veranstaltungen im Festsaal des neu erbauten Roncallihaus in Augsburg-Göggingen, das im April eröffnet worden war.
Für die tschechischen Gäste war dieser Abend der Höhepunkt ihres dreitägigen Aufenthaltes in Augsburg. Im Namen von Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl überbrachte die Stadträtin Ingrid Fink die Grüße der Stadt Augsburg. Sie dankte allen Mitwirkenden und erinnerte an die früheren Begegnungen und den vormittäglichen Empfang im Augsburger Rathaus – Ausdruck der guten Beziehung zwischen den beiden Städten. Sie sprach der Neudeker Heimatgruppe, den ‚Kindern von damals‘, Anerkennung aus für ihre engagierte Arbeit: „Besonders seit der Wende, als es leichter wurde, Kontakte wieder zu beleben, neu aufzubauen und zu festigen, haben Sie diese Verbindung zu Ihrer ehemaligen Heimat mit Leben und Freundschaft erfüllt.
Geistliche Gesänge wechselten ab mit schwungvollen Volksliedern aus vielen Ländern. Die Darbietungen der Chöre wurden ergänzt durch solistische Vorträge mit Querflöte (Alexandra Pentz) und Klavier (Irina Fandraluk), der tschechische Pianist Ales Vitek begeisterte mit Werken von Frédéric Chopin. Die Gesamtleitung der Veranstaltung lag in Händen von Dietmar Hierdeis.
Das Programm wurde charmant und kenntnisreich moderiert von Anita Donderer, Vorstandsmitglied der Heimatgruppe. Als Vertretung für die Vorsitzenden Josef Grimm und Herbert Götz begrüßte sie die zahlreich erschienenen Gäste und nahm die Gelegenheit wahr, über das Entstehen der Städtefreundschaft zu berichten. 1954 übernahm die damalige Marktgemeinde Göggingen eine Patenschaft für die Vertriebenen aus Neudek, die 1946 in sechs Flüchtlingstransporten mit 7.200 Personen nach Göggingen gekommen waren. Als Göggingen 1972 nach Augsburg eingemeindet wurde, wurde diese Patenschaft kraft Eingemeindungsvertrag von der Stadt Augsburg übernommen und als Städtepatenschaft mit der Stadt Neudek weitergeführt. 2013 kam es zu einer Neugründung der Heimatgruppe als eingetragener Verein, der seine Aufgaben durch viele Aktivitäten intensiv mit Leben erfüllt. Dieses Konzert war ein beredtes Beispiel dafür.
So war dieser Abend nicht nur in musikalischer Hinsicht ein Genuss, sondern bot auch Gelegenheit zu geschichtlichem Rückblick. Darüber hinaus wird der bleibende Wert dieser Verbundenheit auch noch dadurch unterstrichen, dass fast 1.000 Euro an Spenden eingenommen werden konnten. Die Veranstaltung wurde zugunsten des Vereins „Ein Haus für Kinder e.V.“ durchgeführt, dem Unterstützungsverein des Gögginger Hessing Förderzentrums für Kinder und Jugendliche. Die Vorsitzende Helga Treml-Sieder dankte für diese finanzielle Hilfe, für die Musikinstrumente beschafft werden sollen. Denn: „Musik verbindet, ermöglicht Kindern mit und ohne Behinderung Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft.“
Beide Chöre tauschten gegenseitig bei herzlichem und andauernden Applaus Freundschaftsgeschenke aus und vereinten sich am Ende zum gemeinsamen Abschiedslied, das auch die tschechischen Gäste auf Deutsch eingeübt hatten: Klinge Lied, lange nach (von Klaus Ochs). Darin heißt es:
„Unser Lied ist nun gesungen,
das in unsre Herzen fand.
Melodien, die verklungen,
binden festes Freundschaftsband.“
Dieser Text klang wie ein Versprechen für jetzt und für die Zukunft.
Helga Treml-Sieder