Wenn das bayerische Königreich die alte Donaumonarchie trifft und das kaiserliche Wien der Weltstadt mit Herz begegnet, sind die Münchner Konzertschrammeln meistens nicht sehr weit: Im Stadtberger Bürgersaal hat das außergewöhnliche Ensemble nun die schönsten Stücke von Georg Kreisler, Heinz Rühmann und Johann Strauß wieder auferstehen lassen und mit dem majestätischen Instrument der Zither um ein paar nonchalante Noten der gehobenen Instrumentalmusik bereichert. Nach einer energiegeladenen Ouvertüre und der alpenländisch geprägten Fingerfertigkeit Lothar Lägels an der Zither hat der wohlklingende Streifzug durch südliche Mundartgefilde mit der „schönen grünen Isar“ von Georg Freundorfer seinen beschwingten Anfang im Dreivierteltakt genommen. Mit unbeschwerter Leichtigkeit verschmolzen die Violinenstriche Anja Bartos‘ mit der sanft dargebrachten Zithermelodie zu einem wohltuenden Ganzen, während die Klavierläufe Walter Brachtels und die Gitarrenakkorde von Martin Lamprecht den musikalischen Bilderrahmen dieses Klanggemäldes bildeten. Mit Georg Kreislers spritzigem Song über gruselige Telefonbuchnamen und der charakteristischen Couplet-Stimme Lothar Lägels fühlte man sich sogleich in die unbeschwerte Welt des legendären Hans Moser zurückversetzt, wobei die unverfälschte Spielfreude der Konzertschrammeln für ein harmonisches Ganzes sorgten. Mit herzerfrischender Gesichtsakrobatik begeisterte Lägel schließlich im „Stolz von der Au“, einem spitzfindigen Beitrag über eine Vorzeigefamilie, in der ausnahmslos alle irgendetwas auf dem Kerbholz haben. Man begegnete der illustren Tischgesellschaft aus „Dinner for One“, den kriminellen Zeitgenossen aus „Tod auf dem Nil“ und nicht zuletzt einem Herrn namens Jacob Gade, dem „erfolglosesten“ Walzerkomponisten aller Zeiten. Fazit: ein kurzweiliger, humorvoller Abend und gleichzeitig ein literarisches Gesamtkunstwerk auf mehr als hundert Saiten.
Text/Foto: Thomas Hack