Bauern, Preußen und bayrische Buttermilchjustiz: Der Theaterverein „Unter uns“ barachte mit dem Heimatschwank „Der bezahlte Urlaub“ den Bürgersaal zum Lachen
110 Jahre alt – und kein bisschen müde! Der Theaterverein „Unter Uns“ bringt mit seinen herzerfrischenden Heimatstücken bereits seit der Kaiserzeit das Publikum zum Lachen und hat mit seinem herrlichen Humor dabei wohl keine unserer Gesellschaftsschichten ungeschont gelassen. Gerieten im Bürgersaal die letzten beiden Jahre Gespenster und Geistliche ins komödiantische Schussfeld, wurde diesmal augenzwinkernd eine weitere Minderheit aufs Korn genommen: Die Preußen! Alles beginnt, als die Bäuerin Theres und ihre Tochter Maria den ländlichen Hof in ein Ferienhotel verwandeln möchten. Bauer Sixt und Knecht Simmerl können da nur lachen und setzten alle Hebel und Misthaufen in Bewegung, um dies zu verhindern – vergeblich. Schon nach kurzer Zeit trudeln die Döttelhoffs ein, ein nervtötendes Urlauberpaar aus dem hohen Norden, nichts Gutes im Schilde führend! Um sich ein paar kostenlose Ferientage zu sichern, finden die norddeutschen Muschelschubser an jeder Ecke eine neue Beanstandung: Sessellifte haben keine Sitzkissen, Stiere halten die Nachtruhe nicht ein und Misthaufen sind tatsächlich Misthaufen. Und wo wirklich alles makellos ist, wird kurzerhand eigenhändig nachgeholfen, so etwa mit der lüsternen Küchenschabe Blatella orientalis. Urkomische Dialoge der Schauspieler unterstrichen grandios das skurrile Spiel mit Klischees und Mentalitäten. Die Gegensätze von Meckereien und Mundartflüchen spitzen sich immer weiter zu und gipfeln schließlich in der unverschämten Schadensersatzklage der Döttelhoffs. Doch die „Bayrische Buttermilchjustiz“ folgt ihrer eigenen rustikalen Rechtssprechung: Importierte Kakerlaken sind zwar ordinär, aber nicht ortsansässig! Ein lustiges Stück, engagierte Darsteller und eine ausgelassene Stimmung bescherten den Gästen wieder einmal einen wunderschönen Komödienabend. Und das Ensemble bewies, dass der bayrische Humor nach wie vor nichts von seinem dezenten Charme verloren hat.
Text: Thomas Hack / Bild: Daniela Ziegler