„Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum“
Nutzung und Bedeutung
Auf dem Höhepunkt der Sommerzeit blühen die Linden. In Parkanlagen und Gärten sowie entlang von Straßen sind sie weit verbreitet. Mit 20 bis 25 m Höhe und einem breiten Blätterdach prägen sie alleinstehend manchmal das Erscheinungsbild der Landschaft. Dabei kann man Sommer- und Winterlinden vor allem an den herzförmigen Blättern und der Größe der gelben Blüten unterscheiden, die mit dem Duft des Nektars die Bienen anlocken. Birnenförmige Nüsschen bilden die kleinen Früchte.
Seit mehr als 100.000 Jahren sind die Linden in Mitteleuropa heimisch. Sie treten in den Mischwäldern ebenso auf wie als planmäßig angepfanzte Alleen oder freistehende Einzelbäume. Das weiche Holz wird vor allem im Innenbereich verwendet und ist für flache Schnitzarbeiten sehr begehrt. Auch für Lackierungen ist es geeignet. Besonders geschätzt wurde der fasrige Bast in der Rinde zur Herstellung von Seilen und Matten.
Eine besondere Bedeutung besitzen die Lindenblüten als Heilmittel zur Bekämpfung von Husten, Schnupfen oder Grippe in Form von Tee. Schon Pfarrer Sebastian Kneipp hat vor mehr als 100 Jahren die Wirkung des schweißtreibenden Lindenblütentees herausgestellt. Hildegard von Bingen hat vor 800 Jahren die Anwendung von Lindenblättern für Augenkrankheiten empfohlen.
Bei den Germanen war die Linde der Liebes- und Glücksgöttin Freya gewidmet, im Christentum hat man sie mit der Gottesmutter Maria in Verbindung gebracht. Nahezu jedes Dorf besaß früher als Mittelpunkt einen Platz mit einer Linde. Hier war der Ort für Versammlungen, für Gerichtsurteile, aber auch für Feste und für Tanzvergnügungen. Liebespaare haben die Anfangsbuchstaben ihres Namens oft in das Lindenholz eingeritzt. Kein Wunder, dass der Lindenbaum in zahlreiche Gedichte und Lieder eingegangen ist.
Viele Wirtshäuser sind nach der Linde benannt, ebenso Städte und Dörfer, in Schwaben zum Beispiel Lindau, Lindenberg oder Lindental.