Altersarmut bei Frauen muss nicht sein: Ver.di-Expertin hält auf Einladung der AsF einen Vortrag mit umfangreichen Lösungsansätzen
Der Strom kann kaum noch bezahlt werden. Oft ist nicht einmal ein kleines Taschengeld für den Enkel drin: Altersarmut greift zum Beispiel in Augsburg vehement um sich: Derzeit bekommen etwa 3400 Bürger, die 65 Jahre oder älter sind, Grundsicherung. 2005 waren es noch rund 2500, berichtet das Amt für soziale Leistungen. Vor allem bei alleinstehenden älteren Frauen ist materielle Not verbreitet. In Bayern ist beinahe jede Dritte betroffen, wie aus dem aktuellen Sozialbericht der Bayerischen Staatsregierung hervorgeht.
„Altersarmut bei Frauen – Das muss nicht sein“, sind sich Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) Dr. Simone Strohmayr, (AsF Schwaben) Sonja Hefele (AsF Augsburg Land), Angela Steinecker (AsF Bayern) und Anne Apelmann-Prues (AsF Augsburg) einig. Gemeinsam haben sie nun zu einer hochkarätig besetzten Diskussionsveranstaltung in Hotel Alpenhof in Augsburg eingeladen. Gastrednerin des Abends war Dr. Judith Kerschbaumer, Leiterin des Bereichs Sozialpolitik bei der ver.di Bundesverwaltung. Sie war eigens aus Berlin angereist, um vor einer großen Runde, darunter auch die Vorsitzende der SPD Augsburg Ulrike Bahr, die Rente als „ein Spiegelbild des Erwerbslebens“ zu erläutern. Niedrigere Renten von Frauen resultierten demnach hauptsächlich aus so genannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen (Befristung, Zeitarbeit, Minijob) und damit aus dem Einsatz im Niedriglohnbereich.
Als Lösungsansätze empfahl die Referentin eine ordentliche Einkommensentwicklung (gesetzlicher Mindestlohn, Stärkung der Tarifbindung, gleiche Verdienste Ost/West und gleicher Lohn für gleiche Arbeit), die Abschaffung von prekären Mini-Jobs und mehr Vollzeit statt Teilzeit. Zu den armutsbekämpfenden Maßnahmen zählte sie eine bessere Absicherung von Alg II-Zeiten, Kindererziehung und Pflege, die Fortführung der Rente nach Mindesteinkommen, ordentliche Rentenanpassungen, zumindest Inflationsausgleich, ein gesundes und sozial abgesichertes Arbeiten bis zur Rente, die Abschaffung der Rente mit 67 sowie einen Rentenzuschuss statt einer Zuschussrente.
Im Anschluss kam es zu einer angeregten, teils auch kontroversen Diskussion, bei der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine gerechte Bezahlung sowie die Frage der privaten Altersvorsorge im Vordergrund standen. Abschließend plädierten die Veranstalterinnen, die gerade begonnene öffentliche Debatte dazu zu nutzen, das Thema zielgerichtet und ergebnisorientiert über Parteigrenzen hinweg anzugehen. „Jetzt ist es an der Zeit, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen“, so Sonja Hefele in ihrem Schlusswort.