Anneliese und Wolfgang Kulzer aus Stadtbergen feierten am 23. Mai ihre Diamantene Hochzeit. Es war vor über 60 Jahren „Liebe auf den ersten Blick“ im Augsburger „Paradiesgarten“.
„Eine fundierte Ausbildung, guter Beruf mit passablem Verdienst, eine engagierte Arbeitsauffassung in einer sicheren Arbeitsstellte, erst mit 65 eineinhalb Jahren in die Rente gehen, drei Kinder groß ziehen, schöne Urlaube mit der Familie verbringen, Sport und viel Musik machen, ein Haus bauen, wo das berufsmäßig Erlernte optimal miteingebracht werden konnte; unerlässlich ist eine gesunde, tatkräftige Frau, ein guter Hausarzt und natürlich ein bisschen Glück“, so dokumentiert Wolfgang Kulzer seine Empfehlung für 60 Jahre Eheglück. Zur großen Freude des Ehepaares zählte Stadtbergens Erster Bürgermeister Paulus Metz zu den ersten Gratulanten, der mit einem erlesenen Sektpräsent zum 60-jährigen Hochzeitstag namens der Stadt herzlichst gratulierte.
„Es war schon Liebe auf den ersten Blick“, verrät Anneliese Kulzer, die ihren Wolfgang beim Mittagessen im „Paradiesgarten“, einer alteingesessene Augsburg Wirtschaft, kennen lernte. Der fesche Maschinenbau-Student gefiel ihr auf Anhieb, er wiederum war fasziniert von der hübschen, modisch gekleideten jungen Dame mit den hohen Stöckelschuhen. „Welch ein Zufall, Adam und Eva im Paradies, wir beide haben die gemeinsamen Treffen schon sehr forciert“, schmunzelt noch heute Wolfgang Kulzer. Nach Beendigung des Studiums heiratete der frischgebackene Dipl.Ingenieur am 23. Mai 1958 seine Anneliese, die nach ihrem Staatsexamen an der Frauenfachschule eine Schneiderlehre und schließlich die Meisterprüfung im Damenschneiderhandwerk ablegte. Als selbständige Schneidermeisterin kleidete sie die anspruchsvolle Privatkundschaft ein, darunter bekannte Ballettschulen wie Subklew und Brüggemann und auch den Karnevalsverein ACV samt Hofdame, Regentin und Garde 25 Jahre mit ihren ausgefallenen Kreationen. „Meine Frau war damals auch Augsburgs einzige Hobby-Segelfliegerin“, schmunzelt der Gatte ein bisschen stolz.
Ehemann Wolfgang wirkte über 40 Jahre in leitender Stellung in der Augsburger Zahnräderfabrik Renk als Konstruktions-, später als Oberingenieur. Zu seinen Tätigkeitsbereichen zählten Sondergetriebe für Zement- und Kohlemühlen, die ersten Windmühlen und am größten Schaufelradbagger der Welt im Rheinischen Tagebau. „Viele Auslandsbesuche waren weltweit erforderlich, um gepaart mit perfekten Englischkenntnissen sein Fachwissen bei Verkaufs- und Schadengesprächen für die Firma einzubringen“, erzählt Wolfgang Kulzer. Bereits im Alter von zehn Jahren hatte er klassischen Klavierunterricht bei einer Klavierpädagogin. „Das schwierige Stück von Carl Maria von Weber „Aufforderung zum Tanz“ vor 400 Zuschauern am Piano ist mir noch in bester Erinnerung“, so Kulzer. Die Liebe zur Musik prägte sein Leben, so entschloss er sich seit seinem Ruhestand als 2. Tenor den Männerchor Stadtbergen stimmgewaltig zu unterstützen und ist heute ein gefragter Begleiter am Klavier. „Einmal hab ich mit „Jazz und Swing“ angefangen und das ist mir geblieben“, lacht der 86-Jährige, der 1985 mit seiner Familie ins schmucke Eigenheim, natürlich selbst konstruiert und konzipiert, zog.
Das Glück des Ehepaars wurde durch die drei Kinder Renate, Evelyn und Hermann perfekt, die ihre Eltern mittlerweile zu achtfachen Großeltern machten. „Die Verpflichtungen sind nicht unerheblich, aber man tut`s ja gerne!“ ist sich das Jubelpaar einig. Nun sind die Kinder aus dem Haus. „Wir, die beiden jungen Alten verbringen in unserem gepflegten Haus und Garten unsere „Restlaufzeit“ und freuen uns immer über die gelegentlichen Besuche der vielbeschäftigten Jugend“, so das Fazit des unterhaltsamen Ehepaars.
Text/Foto: Ingrid Strohmayr