Stoffliche Kunstwelten im Rathausfoyer: Vernissage „Textil“ von Turid Schuszter
Eine mal ganz andere Kunstausstellung präsentiert die Textil- und Webdesignerin Turid Schuszter – mit ihren Wandbehängen, Fenstervorhängen, Hüten und vielem mehr, was aus Stoff gefertigt wird, verleiht sie dem Rathausfoyer im Monat November eine besondere Note. Zur Vernissage hat sie ihre Nichte Marianne Oertel aus Dresden mitgebracht, welche die Besucher nicht nur auf ihrem Akkordeon, sondern auch mit dem dänischen Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ unterhielt.
„Woran denken Sie, wenn Sie den Begriff Textilkunst hören? An Sticken, Häkeln oder gar Knüpfen?“, fragte Turid Schuszter bei der Vernissage in die Runde. Bei ihren textilen Arbeiten aus dem Bereich der Handweberei und des Filzens stehe das Material im Vordergrund, Gestaltungsschwerpunkt liege auf Form und Farbe. „Es handelt sich um einen Grenzweg zwischen Kunst beziehungsweise Schmuck und Gebrauchsgegenstand, denn mir ist es wichtig, das hergestellte Produkt auch benutzen zu können.“ Besondere Akzente bei ihren Textil-Werken setzt sie mit Hilfe von Materialien wie Metall, Perlon und Schläuchen. Mit der Aufforderung, selbst zu entscheiden, „ob es letztlich Textilkunst oder Kunsthandwerk ist“, überließ die Künstlerin das Publikum ihrer eigenen Betrachtungsweise.
Turid Schuszter, ausgebildete Kindergärtnerin und Mutter zweier Kinder, ist ihrer Berufung zur handwerklichen Kunst gefolgt. Als Vorbereitung für das Designerstudium 1989 an der Ingenieurschule Reichenbach im Vogtland arbeitete sie als Handweberin. Zehn Jahre später folgte die Ausbildung zur Webmasterin. „Und so ist es nicht verwunderlich, dass es Frau Schuszter, geboren in Freiberg in Sachsen, 1992 schließlich nach Augsburg gezogen hat – einer Stadt mit großer Textilvergangenheit, aber leider immer noch ohne ein Textilmuseum“, so Karlheinz Schuster, der Stellvertreter des Hausherrn, in seiner Laudatio.
„Am meisten Spaß habe ich beim Weben oder Filzen, Bilder mache ich, wenn mir danach ist“, erzählt die Dipl.-Designerin. Das Mohnaquarell „Körper-Lust“ zeigt eine tanzende Figur zwischen Mohnblumen, bei denen es scheint, als tanzten sie mit. Dahinter stehe der Gedanke, den Körper im Tanz zu spüren. Als Linolschnitt ziert das Bild den Monat Juni des Jahreskalenders 2007, der unter dem Titel „Florale Phantasien zwischen Ornament und Erzählung“ steht. Seit 1999 gibt es das gemeinsame Jahreskalenderprojekt mit befreundeten Künstlern und Designern, bei dem grafische Drucktechniken wie Holz- und Linolschnitt mit Collage und Weberei korrespondieren. Ihre Wandbehänge bezeichnet die Künstlerin als „Zeitquerdenker“, weil das Weben nicht nur eine recht mühsame Beschäftigung sei, sondern auch viele Überlegungen koste, „bis man weiß, was genau man herstellen möchte“. Daniela Dusold