
Historische Betrachtungen von Heinz Münzenrieder
Als Göggingen sein Gesicht veränderte …
Vor 60 Jahren, im Sommer 1965, veränderte Göggingen sein über Jahrhunderte geprägtes bauliches Gesicht: Der Klausenberg wurde verbreitert, was dem damaligen automobilen Zeitgeist durchaus entsprach.
Alles ging dabei lautlos über die Bühne. Denkmalschutz spielte keine Rolle, und „Wutbürger“ gab es damals noch lange nicht. Bürgermeister Karl Mögele dachte vor allem an die Verbesserung der Verkehrssicherheit – und damit lag er nicht ganz falsch.
Die Hasenwirtschaft ragte nämlich sehr gefährlich in den Straßenraum hinein. Doch es mussten auch fünf ehrwürdige Gebäude weichen.
So verschwanden neben dem Hasen-Wirtshaus auch das alte Schul- und Gemeindehaus und das Herzele-Anwesen mit seinem Spezereigeschäft.
Eine besondere Geschichte hatte das zuletzt als Wohnhaus genutzte, zweiflügelige Schul- und Gemeindehaus, das dort stand, wo sich heute der Parkplatz des Roncallihauses befindet.
Es wurde 1782 als „Normalschul- und Mesnerhaus“ errichtet, denn der damals oft recht schlecht besoldete Schulmeister musste meist auch den Mesnerdienst übernehmen.
Nach und nach wurde das Gebäude erweitert, ab den 1830er-Jahren kam noch die Gemeindeschreibstube hinzu.
Der Schulmeister war zugleich Mesner und Gemeindeschreiber
Dem mesnernden Herrn Schulmeister wurde bald auch dieses hohe Amt übertragen, schließlich konnte er gut mit Feder und Tinte umgehen.
1892 hatten Schule und Gemeindeverwaltung dort ausgedient und zogen in die neue Franz-Schubert-Schule an der heutigen Von-Cobres-Straße um.
Eine besondere Anekdote verbindet sich mit dem Namen der abgebrochenen Hasengaststätte:
Mit Meister Lampe hatte diese nämlich rein gar nichts zu tun.
Die Bezeichnung geht vielmehr zurück auf den Bierbrauer und Gastwirt Bernhard Haas, der 1768 die „Sölde mit Bräuhaus, zinsbar nach St. Georg zu Augsburg“ erwarb. Seine Nachkommen führten das Gasthaus bis ins 19. Jahrhundert weiter.
Irgendwann erinnerte man sich aber nicht mehr an die Familie Haas, und so wurde aus der Haas- die Hasenwirtschaft.
An ihrer Stelle steht heute das Roncallihaus, das mit seiner modernen Architektur einen gelungenen Kontrast zum Barock bzw. Jugendstil der benachbarten Kirchen bildet.
Ein Stück altes Göggingen ist geblieben
Am Klausenberg ist aber auch ein gutes Stück historisches Göggingen erhalten geblieben:
Westlich des Roncallihauses steht noch immer die 1874 errichtete Alte Schule – damals ein modernes Schulgebäude. Heute dient sie Gögginger Vereinen als gerne genutztes Domizil.