Stadtbergen, Leitershofen und Deuringen sollten 1939 zu Augsburg kommen.
Die Gemeinden hatten sich schon aufgegeben. Aber der Zweite Weltkrieg verhinderte dies.
*Von Stadtdirektor a. D. Heinz Münzenrieder*
Recht knapp ging Ende der 1930er Jahre der bittere Kelch der Eingemeindung ins „geliebte Augsburg“ an Stadtbergen und den damals noch selbstständigen Gemeinden Leitershofen und Deuringen vorbei. Ein Erlass des Reichsministeriums des Innern vom 30. August 1939 – vor 85 Jahren – kam dem gemeindlichen Trio völlig unerwartet zu Hilfe. Der zwei Tage später beginnende Zweite Weltkrieg war nämlich der Anlass hierfür: Im gesamten Reich wurden „alle Arbeiten mit Blick auf die Änderung von Gemeindegrenzen unverzüglich eingestellt“. Für solche Lappalien hatte man schließlich keine Zeit mehr.
Der Historiker Gerhard Willi hat in der Stadtberger Ortschronik den im Grunde schon verlorenen Kampf der drei Gemeinden gegen ihre „Einverleibung“ in die große Nachbarin beschrieben und dabei einige nicht uninteressante Details herausgefunden. Doch warum hatten die Augsburger plötzlich so großen Appetit auf ihre gute Nachbarschaft? Es lag an der Gunst der Stunde. Der in München residierende Reichsstatthalter konnte damals ohne viel zu fackeln die Gemeindegrenzen ändern, wie es ihm gerade passte. Und die Augsburger NS-Stadtverwaltung legte ihm im Mai 1938 ein dickes Papier vor, mit dem Antrag, gleich die Eingemeindung von Haunstetten, Göggingen, Leitershofen, Stadtbergen, Deuringen, Steppach, Westheim, Neusäß und Teilen von Friedberg und Gersthofen vorzunehmen. Es sollte sich schließlich rentieren …
**Die Stadtberger erhöhten das Salär für den Bürgermeister**
Bombastisch wurde vorgetragen, der Führer selbst wolle, dass die Stadt noch nach Jahrtausenden ihren nationalsozialistischen Glanz tragen solle. Alle möglichen und unmöglichen Argumente listete Augsburg auf, um den Reichsstatthalter für sich zu gewinnen. Die drei „Opfergemeinden“ – so stellt es Gerhard Willi fest – ließen dagegen ihre Flügel ziemlich hängen. Da half es auch nicht, dass die Stadtberger schnell noch das Salär für ihren Bürgermeister erhöhten, damit er sich mehr ins Zeug legte. Und die Deuringer wollten es sich mit den NS-Oberen nicht verderben.
„Letztlich“, so der Bürgermeister, „überlassen wir die Entscheidung den zuständigen Stellen“, meinte man dort recht obrigkeitshörig. Die Leitershofer hatten von vornherein keine guten Karten. Sie banden schon 1919 mit den Augsburgern über eine „Einverleibung“ an und konnten deshalb kein großes Wehklagen anstimmen. Groß war der Ärger im Augsburger NS-Rathaus, als aus Berlin die bereits fast feststehende territoriale Ausweitung der Stadt plötzlich gestoppt wurde. In den drei Gemeinden kam dagegen, trotz der heraufziehenden schwarzen Wolken des Zweiten Weltkrieges, richtige Freude auf.