Historische Betrachtungen von Heinz Münzenrieder
„Nirgendwo sonst in Europa blüht die Spitzorchidee so wie hier“ Ein Ausflug zur Schießplatzheide und zu einem neubarocken Schulhaus, das den Siebenbrunnern anlässlich deren Eingemeindung 1910 spendiert wurde.
Haunstetten/Siebenbrunn Mit freundlicher Hilfe der Stadtwerke kann man ihn gut angehen: unseren kleinen Ausflug zur Haunstetter Schießplatzheide via Straßenbahn und Stadtbus. Von der Endstation der Trambahn Nr. 2 (Haunstetten-Nord) aus, fährt der 24er Linienbus direkt zum Haunstetter Krankenhaus, wo auch Parkplätze angelegt sind. Dem lechwärts durch den Haunstetter Wald verlaufenden Weg folgend, gelangt man nach einem etwa 20-minütigen Fußmarsch ans Ziel. Uns erwartet dort – so der Augsburger Naturforscher Eberhard Pfeuffer – eine der besonderen Heideflächen Süddeutschlands!
Das 65 Hektar große Freiareal war weit über 100 Jahre lang – bis Ende der 1980er Jahre – als Schießplatz fest in den Händen der Militärs. Vom königlich-bayerischen Infanteristen bis zum amerikanischen GI war alles vertreten – zuletzt auch die Bundeswehr und die Polizei. Jetzt hat aber erfreulicherweise die Ökologie gesiegt. Der Landschaftspflegeverband Augsburg betreut die auch dem Trinkwasserschutz dienenden Heideflächen. Für diese gelten die Betretungsregeln für Naturschutzgebiete. Insbesondere dürfen die Wege nicht verlassen werden. Die entstandenen wechselfeuchten Lebensräume haben Wertvolles entstehen lassen. Eberhard Pfeuffer spricht dabei besonders die Spitzorchidee an: „Sie blüht im Frühsommer nirgendwo in Europa so dunkel wie hier!“
Als Rückweg bietet sich das nordwestlich des ehemaligen Schießplatzes nach Siebenbrunn abzweigende Sträßchen an. Bald ist – etwas entfernt – das an der Siebenbrunner Straße gelegene und geglückt sanierte vormals Rau’sche Landgut zu sehen. Dieses besaß einst der Meringer Bürgermeister. Bis zur Eingemeindung 1910 waren nämlich die Siebenbrunner dem Bezirksamt Friedberg zugeordnet und gehörten zu Mering.
Und dann bleibt es geschichtsträchtig: Östlich des Wirtschaftsweges stand seit Anfang des 19. Jahrhunderts das Preßmar’sche Gut, das 2001 dem Trinkwasserschutz weichen musste und an das jetzt nur mehr ausgedehnte Streuobstwiesen erinnern. Hier zweigt linksabweisend ein zur Siebenbrunner bzw. Haunstetter Ellensindstraße führender Feldweg ab. Brunnen- und Lochbach überschreitend, sind wir bald wieder an der Endhaltestelle der 2er Tram.
Vorher sollten wir aber noch einen Blick auf das als Eingemeindungsgeschenk vom Herrn Stadtbaurat Otto Holzer konzipierte neubarocke Siebenbrunner Schulhaus werfen. Allerdings dauerte es acht lange Jahre – bis 1918 – ehe die Stadt diese Morgengabe übergeben konnte. Klar, die Stadtkasse war schon damals etwas mager bestückt… Sehenswert ist daneben das schön renovierte „Hugenottenanwesen“ Siebenbrunn Nr. 15. Dieses gehörte einst auch einem Bürgermeister. Diesmal aber ist es ein Augsburger. Beide Gemeindevorsteher hatten wohl eines gemeinsam: ein recht dickes Portemonnaie…
Und dann werden Sie ein wenig Pech haben: Die Siebenbrunner Traditionsgaststätte „Jägerhaus“ ist leider vorübergehend geschlossen.
Info Allgemein: Für die ca. acht Kilometer betragende Strecke sollen gut zwei Stunden Wanderzeit vorgesehen werden Lesen: Eberhard Pfeuffer, Natur in Augsburg, Augsburg 2012 und Franz Häußler, Siebenbrunn, Augsburg 2013.