Jetzt ist es wieder so weit: Wir können das Fruchtfleisch der reifen Birnen genießen, die an sonnigen Stellen im Garten oder am Rande der lichten Mischwälder wachsen. Im Augsburger Stadtwald, am Rande des Ortsteils Siebenbrunn, kann man sogar eine Obstbaumallee mit Birnbäumen bewundern. Im Frühjahr leuchten die weißen Blüten zwischen den anderen Gebüschen und im Herbst freuen wir uns an den „Tafelbirnen“ oder am Saft der „Mostbirnen“, im Winter sogar an den Dörrbirnen oder „Hutzeln“. In den Bezeichnungen kommt schon ihre verschiedene Verwendung zum Ausdruck. Man kann sie frisch als süßen Gaumenschmaus, als Saft für den Durst oder als Dörrobst
im Backwerk genießen. Besonders geschätzt ist auch das Holz vom Birnbaum. Hart und fein gemasert wird es vom Bildhauer oder Holzschnitzer gerne verwendet, auch
für Möbel oder Holzdecken ist es gut geeignet.
Eine besondere Rolle spielt die Birne als Heilmittel. Für die Verdauung, als Diätkost oder bei Husten und Heiserkeit können getrocknete Blüten und Blätter ebenso hilfreich sein wie der Most für den Durst. „Wertvoller als Gold“ hat sie die Klosterfrau Hildegard von Bingen für verschiedene Krankheiten empfohlen. Sehr beliebt ist das Hutzelbrot mit getrockneten Früchten in der Weihnachtszeit. Angereichert mit Nüssen, Rosinen oder Gewürzen ist es ein echter Genuss.
Birnen spielen auch in der Dichtung eine beachtliche Rolle. Ein Sammelband mit dem Mundarttitel „Biera ond Zelta“ hat breite Aufmerksamkeit erregt. Die Gedichte von mehr als 40 Autoren haben ebenso großen Anklang gefunden wie das Backwerk aus gewachsenen Früchten und Beigaben. Von dem schwäbischen Mundartdichter Alois Sailer hat
ein Buch mit dem Titel „Der Wasserbirnenbaum“ viel Interesse geweckt.
Die Bedeutung eines Birnbaum im religiösen Brauchtum spiegelt sich in der Wallfahrtskirche „Maria Birnbaum“ in Sielenbach (Landkreis Aichach-Friedberg). Sie wurde in der Barockzeit an der Stelle eines Baumes errichtet, in dem ein christlicher Bildstock aufgestellt war.