1952 wurde der aufstrebenden Gemeinde Haunstetten durch das Bay. Staatsministerium des Innern der Titel „Stadt“ verliehen. In kürzester Zeit musste der Gemeinderat in Abstimmung mit dem Hauptstaatsarchiv ein Stadtwappen entwickelt werden.
Und in diesem Wappen sehen wir oben einen springenden Schimmel. Was ist der Grund?
Der springende Schimmel war Teil des Wappens von Reichsabt Willibald Popp (geb. 1653 Rain – gest. 1735 Augsburg), er hatte aber gleich zwei in seinem Abtswappen. In Erinnerung an die langen Jahrhunderte der Zugehörigkeit Haunstettens zum Benediktiner-Reichskloster St.Ulrich und Afra und die großen Verdienste Popps für Haunstetten wurde von den Verantwortlichen der Schimmel für das neue Stadtwappen ausgewählt.
Wer war nun dieser Willibald Popp?
Am 25.Juli 1653 wurde Willibald als Sohn einer Brauereibesitzerfamilie in Rain am Lech geboren. Vater Dietrich und Mutter Ursula waren wohlhabend, sie stifteten u.a. 1671 einen Altar für die Rainer Pfarrkirche. Auch waren mehrere Vertreter der Familie Popp im 17.Jahrhundert Bürgermeister oder Ratsmitglieder von Rain.
Bereits 1673 trat er in das Kloster St.Ulrich und Afra ein. Bis 1678 studierte Willibald in Dillingen und Rom. In Rom wurde er auch zum Priester geweiht.1694 wurde er zum Abt des Augsburger Benediktinerklosters gewählt und übte das Amt bis zu seinem Tode 41 Jahre aus. Er war laut W.Liebhart ein echter Barockprälat „gelehrt, baufreudig, streitfest, respräsentationssüchtig und verschwenderisch“. Das Kloster erlebte unter ihm eine letzte große Blüte, doch hinterließ er nach seinem Tod zerrüttete Finanzen.
Geradezu ein barocker„Bauboom“ , unterbrochen nur durch den blutigen Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714 ) fand unter Abt Willibald in den Besitztümern des Klosters statt. Es würde den Rahmen sprengen, alle seine Baumaßnahmen aufzuzählen, deshalb nur einige Beispiele:
Nachdem die Kirche St.Afra im Felde (Friedberg) im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt worden war, ließ Popp zum 1400.Afra-Jubiläum 1704 eine neue Kirche errichten (fertiggestellt 1712) Hier sehen wir über dem Chorbogen sein Wappen.
Die Pfarrkirche St.Michael in Pfaffenhofen an der Glonn, die kirchenrechtlich zum Bistum Freising gehörte, ließ Popp 1718/20 prachtvoll erneuern.
In Neuhäder (Gem.Häder) ließ er die Marienkapelle 1719/20 als Nachfolgerin einer bereits 1593 erwähnten bedeutenden Wallfahrtskapelle errichten.
Um 1726/30 ließ er die Pfarrkirche St.Georg in Haunstetten renovieren und barockisieren mit Neubau des Langhauses, der Chor- und Turmerhöhung als Oktogon mit Zwiebelhaube, den neuen Decken – und Wandfresken durch Johann Georg Wolcker und der erlesenen Stuckdekoration durch F.X. Feichtmayr d.Ä. Noch heute sehen wir im Langhaus von St.Georg Popps Wappen. Im Chorraum malte Wolcker den Abt als hl.Willibald, der auf die nun prachtvoll erneuerte Pfarrkirche weist.
Der Basilika in Augsburg widmete Willibald Popp seine größte Aufmerksamkeit, fanden dort ja die kostspieligen Feste statt: Nach seiner Abtwahl ließ der Sakristei die prachtvolle Allerheiligenkapelle anbauen als würdigen Aufbewahrungsort für die zahlreichen Reliquienschreine mit den Gebeinen der frühen Augsburger Bischöfe wie Wikterp oder Adalbero. Deren Umbettung 1698 wurde mit großem Pomp gefeiert, u.a mit einer Prozession vom Dom nach St.Ulrich und Afra.
Aus Anlass des 700jährigen Stiftungsfestes des Benediktinerklosters im Oktober 1712, das eine Woche lang gefeiert wurde, ließ Popp die ganze Basilika, vor allem die Altäre glanzvoll restaurieren, einen neuen Marmorboden legen und bestellte fünf neue Glocken. (Die Glocken mussten im 1.Weltkrieg abgegeben werden und wurden eingeschmolzen.) Glaubt man den Angaben, wurden während des Jubiläums fast 1000 Messen gehalten.
Zahlreiche prächtig bestickte Paramente stiftete er dem Kloster, kostbare Reliquiare, Silberleuchter für den Hochaltar, Rauchfässer, Lavabogarnituren … Vieles wurde aus Geldnot später verkauft oder ging verloren.
Zum Thema Wissenschaft ist hervorzuheben, dass Popp sich intensiv um die bis 1810 bestehende Benediktinerunversität in Salzburg kümmerte, an der z.B. Leopold Mozart (ohne großen Erfolg) 1737-39 studierte. So schickte er Patres aus Augsburg als Professoren nach Salzburg. Einige Jahre war er Mitglied des Univesitätspräsidiums.
Auch der Musikpflege widmete sich der kunstsinnige Willibald Popp intensiv und in der Staatsbibliothek Augsburg finden wir noch heute Bücher aus seiner Privatbibliothek.
Gegenüber der Stadt Augsburg war Abt Willibald Popp aber sehr streitbar und verteidigte erfolgreich ihr gegenüber den Status der Reichsunmittelbarkeit des Klosters, u.a. mit diversen Rechtsprozessen.
Sie sehen also, was alles ein Pferd im Wappen von Haunstetten uns erzählen kann … Jutta Goßner
Kulturkreis Haunstetten e.V.