Teil 3: Tafern- oder Zapfenwirtschaft?
Stadtberger Geschichte – durchs™ Bierglas betractet von Alfred Hausmann. Teil 3: Tafern- oder Zapfenwirtschaft?
Das 18. Jahrhundert war für die Stadtberger Wirtshausszene eine bewegte Zeit. In Augsburg gab es um das Jahr 1750 bereits 109 Brauereien, in München „nur“ 67. Für eine Maß musste man einen Kreuzer hinlegen; das war mehr als es klingt. Ein Handwerker verdiente zu dieser Zeit 20 bis 25 Kreuzer am Tag, ein Taglöhner weit weniger. Die Stadtberger ernährten nun drei Wirte und zwei Brauereibesitzer. Zur Oberen Wirtschaft und dem Bräuhaus war die Untere Schenke dazu gekommen. Seit wann sie bestand, konnte bis jetzt noch niemand feststellen. Erwähnt wird sie 1714 unter der Hausnummer 49 (heute Bauernstraße 37) und noch heute finden wir das Gasthaus Lamm/Helena an diesem Platz. Den Vorgängerbau, der 1985 abgebrochen wurde, ließ Ende des 17. Jahrhunderts, also etwa zur Erbauungszeit des Bräuhauses, „Matthias Schmauß, Bürger und Böck zu Pfersee“ errichten. Durch die Heirat von dessen Tochter kam der Witiber, Schneider und Handelsmann von Stadtbergen, Georg Seitz, in den Besitz „der wohlerbauten Unteren Wirthschaft.“ Zwei Wochen nach der Eheschließung kauft Seitz die obere Wirtschaft um 1500 fl samt deren Rechte zum Brauen, Backen und Branntweinbrennen. Nach weiteren neun Monaten, im Februar 1716, verkauft er dieselbe wieder „bedingsweis“ an seinen Vetter Jacob Gütter, Oberhausen, für 1000fl. Der Wertverlust ist damit zu erklären, dass Seitz die erwähnten Rechte auf die Untere Wirtschaft übertragen hat, wo nun auch „Kirchweyhen, Hochzeiten, Ehren- und Gemeindemahle, Tanzen und dgl.“ stattfinden durften. In der Oberen Wirtschaft, die zur Zapfenwirtschaft herabgestuft war, war das alles nicht mehr statthaft. Es durften nicht einmal mehr warme Speisen verabreicht werden. Der Zapfenwirt kaufte das Bier, das er ausschenkte. Die Stadtberger Tafern- und Zapfenwirtschaften hatten ihre Standorte vertauscht. Der Schneider mit dem frühkapitalistischen Gewinnstreben, der wahrscheinlich Nadel und Faden nicht mehr anfasste, dachte aber auch nicht daran, die Tafernwirtschaft zu führen. Damit wäre er wohl überfordert gewesen. Er verpachtete sie an Josef Huber, einen Braumeister aus Elchingen und lebte vom Pachtzins. Die Stube der oberen Wirtschaft war laut Kaufvertrag gut ausgestattet: „elf Tische, 18 Bänke, 20 Gemäle und kupfer stück (Stiche)“.
Am Hopfengarten
Zur oberen Gaststätte gehörte auch ein „Hopfengärtlein“ von einem halben Tagwerk am östlichen Ortsrand. Ein Tagwerk sind 1704 qm. Der trapezförmige Hopfengarten wird also etwa 41 auf 21 m gemessen haben. Heute erinnert die Straßenbezeichnung „Am Hopfengarten“ und einige Hopfenstauden, die wieder die Drähte emporranken, an diese längst verschwundene Einrichtung (Bilder links). . Im Katasterblatt von 1813 ist der Stadtberger Hopfengarten mit den Symbolen der Hopfenpyramide eingezeichnet. Auf einem alten Foto aus Krumbach ist diese frühere Anbaumethode ebenfalls zu sehen. Der Hopfenanbau wurde an der Wende zum 20. Jahrhundert in Schwaben ganz aufgegeben. Der Hallertauer und Spalter Hopfen erwiesen sich wegen ihres höheren Gehalts am Bitterstoff Lupulin dem einheimischen weit überlegen.
Im nächsten Stadtberger Boten erzähle ich Ihnen, dass Bierbrauen früher auch in Stadtbergen Frauensache war, wie 1789 in Stadtbergen bei einer Volks- und Viehzählung gezecht wurde und warum im Reinheitsgebot von 1516 die Hefe nicht genannt wird.