Eigentlich könnten diese beiden Draufgänger kaum unterschiedlicher sein: Der eine ein g‘standener Bajuware mit oberbayerischer Schnauze, der andere ein österreichischer Liedermacher mit dem berühmt-berüchtigten Wiener Schmäh. Die Rede ist vom Nockherberg-Mauler Stephan Zinner und dem musikalischen Multitalent Stefan Leonhardsberger, die sich nun zusammengetan haben, um im Stadtberger Bürgersaal eine humorvolle Dichterlesung der etwas anderen Art zu präsentieren. Mit vereinten Kräften ließen die beiden Vollblutkünstler ihre regionalen Eigenarten und Sprachwitzeleien verschmelzen, um in ihrem neuen Programm „Kaffee und Bier“ spaßige Erzählungen, spritzige Songs und oftmals vollkommen sinnfreie Lebensweisheiten auf das Publikum loszuschmettern. Ob mit einer pfiffigen Persiflage auf allmorgendliche Zankduelle am heimatlichen Küchentisch, ob mit saloppen Salon-Anekdoten aus der nonchalanten Welt der alten Donaumonarchie – bei dieser unterhaltsamen Musiklesung trafen München und Wien in einer derart vergnüglichen Weise aufeinander, dass man mitunter beinahe glaubte, ein zänkisches, aber innig verliebtes Ehepaar vor sich sitzen zu haben. Die Gäste erfuhren im Laufe des Abends nicht nur sämtliche Wiener Begriffe für den feucht-fröhlichen Rausch (von denen es in Österreich angeblich mehr geben soll als Wörter für den Schnee bei den Eskimos), sondern wurden auch immer wieder mit hochphilosophischen Fragestellungen des Lebens, der Menschheit und dem Rest des Universums konfrontiert. In selbstgestrickten Anekdoten und unterhaltsamen Geschichten von Arthur Schnitzler, Karl Valentin, Gerhard Polt sowie anderen Dichterlegenden aus dialektstarken Gefilden traf hier die bajuwarische Muhagl-Kultur mit elegantem Wiener Wahnsinn zusammen, was mittels der professionellen Gitarrenkunst Zinners und der ansteckenden Liedermacherstimme Leonhardsbergers in ein rundum stimmungsvolles Gewand gekleidet wurde. Alles in allem ein länderbergreifendes und (nicht immer) kulturverbindendes Literaturvergnügen, das einfach nur einen Sinn und Zweck hatte: dem Publikum einen kurzweiligen und spaßigen Bürgersaalabend zu schenken.
Text/Foto: Thomas Hack