Überrascht, interessiert und deutlich langsamer als sonst umrundeten die Autofahrer den Kreisverkehr an der Panzerstraße, überrascht von der Menschenansammlung auf der baumbestandenen grünen Insel. Bei schönstem Wetter (herrscht eigentlich immer, wenn in Stadtbergen irgendetwas eingeweiht wird), zudem an Stadtbergens Tag der Kunst und dem gleichzeitig deutschlandweiten Tag des offenen Denkmals weihte die Stadt die hier aufgerichtete hölzerne Skulptur ein: den „Wächter, den der aus Stadtbergen stammende Clemens Brocker während des Stadtfestes 2017 in vier Tagen Arbeit unter den Augen interessierter Festbesucher aus einem Eichenstamm gesägt hatte.
Der Künstler, der in Stadtbergen bereits mehrfach mit seinen Arbeiten in Erscheinung getreten ist, (Sonnenuhr an der Schule, Holzfigur am Kappberg, Partnerschaftsdenkmal, …) nutzte den besonderen Festakt, um mit seinem Publikum in Dialog zu treten, etwas, woran ihm, wie er selbst stets betont, sehr gelegen sei.
Die Laudation auf ihn und seine Kunst hielt Erster Bürgermeister Paulus Metz (Bild oben) – eingangs den Titel eines Buches zitierend „Ist das Kunst oder kann das weg?“, der eine gesellschaftliche Grundhaltung ausdrücke, in der Kunst nicht mehr den Einzelnen persönlich treffe oder berühre. „Aber gilt das auch für die Stadtberger?“ – so seine rhetorische Frage – „Ich bin mir sicher, Stadtbergen hat schon lange einen Bezug zu dieser dreigeteilten Figur aufgebaut; unsicher bin ich mir allerdings, ob unsere Stadtberger wissen wer sie erschaffen hat und was sie bedeutet.“ Der Wächter“ stehe für das kommunale Leben, das Zusammenwirken und aller Bürgerinnen und Bürger; dies symbolisiere der Künstler durch die Dreiteilung und die Verschlungenheit der Einzelelemente der Wächterfigur, erklärte Metz und hob noch eine Besonderheit hervor: „Der Wächter ist aus Hartholz gearbeitet, aus massiver Eiche – anders als viele Werke, bei denen die leichter zu bearbeitende Fichte verwendet wird. Auch dies ein bewusster Fingerzeig, ein Zeichen für Stabilität und gegen die Konformität der Zeit, und gegen den Mainstream.
Da die eigentliche Einweihung der Skulptur in Form einer Enthüllung wegen der Größe nicht praktikabel und wegen ihres inzwischen bereits hohen Bekannheitsgrades auch nicht mehr angebracht wäre , entschied sich Bürgermeister Metz auf Anraten für eine Einweihung mittels einer Sektdusche – knallstark und unter dem Applaus der Umstehenden – womit er den Wächter zu einem offiziellen Teil Stadtbergens machte.
Text/Fotos: Gunnar Olms