Den Wassermassen hilflos ausgeliefert: Stadtberger Krankenschwester kehrt von Haiti-Einsatz für die Hilfsorganisation LandsAid zurück – Weitere Einsatzkräfte des siebten Teams sind weiterhin vor Ort – Seit Januar: Versorgung von über 17.500 Patient

Den Wassermassen hilflos ausgeliefert: Stadtberger Krankenschwester kehrt von Haiti- Einsatz für die Hilfsorganisation LandsAid zurück – Weitere Einsatzkräfte des siebten Teams sind weiterhin vor Ort – Seit Januar: Versorgung von über 17.500 Patienten in Port-au-Prince


Stadtbergen/Kaufering, 17. Juni 2010. Nach einem knapp einmonatigen Aufenthalt ist die Krankenschwester und Hebamme Felicitas Samtleben-Spleiß aus Stadtbergen vor kurzem aus Portau-Prince, Haiti, zurückgekehrt. In einer mobilen Klinik der Kauferinger Hilfsorganisation LandsAid e.V. hat sie gemeinsam mit Ärztinnen und Apothekerinnen Patienten versorgt – Menschen, die seit dem verheerenden Erdbeben im Januar weitgehend von medizinischer Versorgung abgeschnitten sind. „Sie wissen einfach nicht, wo sie in den zerstörten Strukturen Hilfe finden sollen. Wir konnten ihnen mit unseren Mitteln und Möglichkeiten eine gute Gesundheitsversorgung anbieten“, berichtet die Stadtberger Krankenschwester. „Das Elend ist unbeschreiblich, Perspektiven sehr gering“, erzählt sie weiter. Am meisten leiden die Kinder unter der Situation: Sie leben auf der Straße oder in notdürftigen Zelten, schlafen teilweise auf blankem Boden – auch jetzt in der Regenzeit. In den Zeltstädten mangelt es an medizinischer Versorgung und die hygienischen Verhältnisse haben sich durch den Regen noch verschlechtert. „Für uns kaum vorstellbare Lebensbedingungen, die entsprechende Erkrankungen mit sich bringen.“ Viele der kleinen und großen Patienten leiden an infizierten Wunden, parasitären Haut- und Wurmerkrankungen, Durchfällen, Lungenentzündungen, Atemwegsinfektionen und nicht zuletzt an Malaria oder Denguefieber. Die Menschen sind unter- oder mangelernährt, sie sind arm, können sich kein Essen, geschweige denn Medikamente für sich oder ihre Kinder leisten. Immer noch versuchen sie, zu einem geregelten Leben zurück zu finden, doch das ist nicht so einfach. Felicitas Samtleben-Spleiß: „Auf einer Fahrt in die Stadt kamen wir durch Slumviertel, aber auch durch ehemals gute Geschäftsstrassen mit vielen kollabierten Häusern. Allein die Vorstellung, unter einem der Betonklötze lebendig begraben zu sein, kann Panik auslösen. Viele der zerstörten Häuser werden nun bereits in Handarbeit abgerissen, von Aufbau sieht man jedoch noch herzlich wenig. Ich bekomme jedes Mal Hochachtung vor den Menschen, die ihr Schicksal meistern müssen und nicht wissen, ob und wann sich je etwas ändern wird.“ Viele der Hilfsorganisationen haben ihre Einsätze mittlerweile beendet. Die Menschen brauchen aber dringend weiter Hilfe. „Es ist ja Regenzeit – ein aufregendes und fußnasses Kapitel! Wir hatten mehrfach Überschwemmungen im Haus, jeder musste helfen, um die Fluten zu bewältigen. Da denkt man unweigerlich an die Menschen in ihren provisorischen Unterkünften in den Zeltstädten, die diesen Wassermassen mehr oder weniger hilflos ausgesetzt sind. Und täglich werden es noch mehr Zelte! Viele Menschen haben Haus, Wohnung und Arbeit verloren, andere trauen sich nicht in ihre Häuser zurück, aus Angst vor einem neuen Beben, teilweise auch, weil sie in den Zeltstädten zumindest ein Minimum an medizinischer Versorgung und Nahrungsmittelspenden bekommen“, so Felicitas Samtleben-Spleiß. LandsAid will die Arbeit der mobilen Kliniken in jedem Fall bis mindestens Ende September weiter führen. Seit Anfang Mai ist bereits das siebte Hilfsteam im Einsatz. Am 15. Juni hat die Hilfsorganisation eine weitere mobile Klinik in Port au Prince in Betrieb genommen. Das medizinische Team arbeitet nun neben der bereits eingerichteten Klinik in Cazeau in einer Zeltstadt in Tabarre. Dieser Ort ist seit Monaten nahezu ohne medizinische Versorgung, es mangelt zudem an Trinkwasser und Nahrung. Schon am ersten Tag wurden ca. 90 Kinder unter fünf Jahre behandelt. Inzwischen haben knapp 30 LandsAid-Einsatzkräfte aus Deutschland in den mobilen Kliniken gearbeitet. Unterstützt durch lokales medizinisches Personal, konnten sie so einer großen Anzahl an Haitianern basismedizinische Versorgung ermöglichen: Insgesamt wurden bisher mehr als 17.500 Patienten behandelt. Weiter bereitet LandsAid in Portau-Prince den Bau einer Prothesenwerkstatt vor, um den Menschen, die durch das Erdbeben Gliedmaßen verloren haben, zu helfen. „Haiti wird für die menschliche Gesellschaft noch lange eine Herausforderung sein. Es sind liebenswerte Menschen hier, die nicht wieder – wie so lange – in Vergessenheit geraten dürfen“, sagt Felicitas Samtleben-Spleiß zum Schluss. LandsAid e.V. bittet für den weiteren Einsatz in Haiti um Spenden auf das Konto 10022 VR Bank Landsberg BLZ 700 932 00