100 Jahre Eheglück

Heute 50 Jahre später gratulierte Stadtbergens Erster Bürgermeister Paul Metz den Jubelpaaren Gerhard und Wally Behringer (links im Bild) und Renate und Jochen Seebacher im Namen der Stadt zur Goldenen Hochzeit. Foto: Ingrid Strohmayr

Renate Seebacher und Jochen Seebacher feierten mit Walburga und Gerhard Behringer am 11. August 1967 Doppelhochzeit in der Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen. Zur Goldenen Hochzeit gratulierte jetzt Erster Bürgermeister Paul Metz den Jubelpaaren mit einem Sektpräsent. Beide Familien sind fest im Stadtberger Vereinsleben verankert und lieben ihre Heimat.
„Da war damals was los!“ erinnern sich die Ehepaare Renate und Jochen ­Seebacher, Wally und Gerhard ­Behringer gerne an ihre Doppelhochzeit am 11. ­August 1967 zurück. Nach der kirchlichen Trauung in Maria, Hilfe der Christen durch Pfarrer Hans Dodl wurde mit vielen Gästen in der Deuringer TSV-Halle zünftig gefeiert. Die beiden jungen Bräute waren nicht nur Cousinen, sondern unzertrennliche Freundinnen, beide erwarteten ihr erstes Kind und was lag näher, als zusammen vor den Traualtar zu treten.
„Ein Rezept für 50 Jahre gute Ehe gibt es nicht. Jeder muss den anderen nehmen, so wie er ist. Man braucht viel Vertrauen und genau so viel Verständnis. Ganz wichtig sind Toleranz und Treue. Man muss lernen, bestimmte Eigenheiten vom Partner einfach zu ignorieren und auch manchmal nachgeben und verzeihen können“, verrät Renate Seebacher. Kennengelernt hat die junge Renate, geborene Kallart, ihren Jochen an Pfingsten 1966 durch ihren Bruder Wolfgang, der bei der Bundeswehr diente und einen Kameraden aus dem Schwarzwald mit nach Stadtbergen nahm. „Als ich die Haustüre öffnete, hat es schon gefunkt“, lächelt Renate Seebacher verschmitzt. Die Besuche wurden häufiger und keiner dachte daran, dass daraus einmal mehr als 50 Jahre werden könnte. „Damals war es ja Sitte, dass man heiratet, wenn sich Nachwuchs ankündigt, es war undenkbar unverheiratet zusammen zu leben“, betont Renate Seebacher. Für sie als eingefleischte Stadtbergergin war es undenkbar, in den Schwarzwald zu ziehen „quasi nur über meine Leiche“, so musste ihr Jochen letztendlich nach Stadtbergen „auswandern“. Das junge Paar bezog die erste Wohnung am Oberen Stadtweg mit zwei winzigen Zimmerchen, Toilette auf dem Flur. „Heute undenkbar, zum Baden gingen wir einmal in der Woche zu meinen Eltern an den Lauschberg“, erinnert sich die 69Jährige, die einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen musste, als ihr Baby bei der Geburt verstarb. Da Jochen Seebacher außer Renates Brüdern Wolfgang, Reinhard und Peter niemanden kannte, landete er beim Fußballverein, wo er als Jugendleiter, Schriftführer und 2. Vorstand aktiv war. Doch seine „zweite“ große Liebe gehört seit 44 Jahren der Veteranen- und Soldatenkameradschaft Stadtbergen, deren Vorsitz er 25 Jahre inne hat. Seit 40 Jahren ist Seebacher auch aktives Mitglied in der SPD. Das Familienglück der Seebachers wurde endlich 1975 und 1978 mit der Geburt der beiden Kinder Tobias und Juliane perfekt, die ihre Eltern zu glücklichen und stolzen Großeltern von Lara, Lena, Eni und Pius machten. Seit 22 Jahren lebt das Ehepaar harmonisch und zufrieden am Lauschberg im um- und angebauten Elternhaus. Hier geht Jochen Seebacher (71 Jahre) seinem liebsten Hobby dem „Garteln“ nach, während Gattin Renate sich mit ihren Freundinnen den „Feuerwehrfrauen“ zum Kaffeekränzchen trifft. Beide pflegen seit vielen Jahren ihren Freundeskreis, der bis heute Bestand hat und sind aus dem Stadtberger Vereinsleben „vom Plätzchen- und Glühwein-Verkauf auf dem Stadtberger Adventsmarkt bis zur Veteranen-Wallfahrt nicht wegzudenken.
„In allen Höhen und Tiefen füreinander da sein“, lautet das Rezept für 50 Jahre gute Ehe von Wally Behringer, die sehr gläubig ist. „Ich glaube an unseren Herrgott, der mir seinen Schutzengel während meiner schweren Krankheit schickte, sonst hätte ich wohl an die Goldene Hochzeit nicht mehr denken brauchen“, sagt die rührige Deuringerin, die ihren Mann Gerhard auf dem Hof ihrer Eltern im Herzen Deuringens kennen lernte. „Er suchte einen Platz für sein Pferd „Tänzer“ und bekam mich dazu, die Liebe zu den Pferden und die Reitleidenschaft brachte uns zusammen“, lacht die 69Jährige. Beide freuen sich noch heute an ihr ganz besonderes Hochzeitsgeschenk – Fohlen Fridolin – später das erste von Gerhard Behringers ausgebildeten Pferden. „Wir haben Pensionspferde untergestellt, erfolgreich Springpferde gezüchtet, Pferde trainiert, Hochzeiten gefahren“, resümiert der passionierte Reiter, der sich heute mit Liebe und Sachverstand liebevoll um die drei Pferde Pony Marco, René und Picora, die das Gnadenbrot auf dem Kallart-Hof bekommen, kümmert. „Die Pferdeliebe ist nach wie vor sehr groß“, grinst Behringer, der gerne internationale Reitturniere – als Zuschauer – besuchen möchte.
Stolz ist das Paar auf die vier Söhne Jürgen, Gerhard, Andreas und Dieter, die ihre Eltern in jeder Lebenslage tatkräftig unterstützen. Wally Behringer war seit ihrer Jugend leidenschaftliche Turnerin beim TSV Deuringen. Über 30 Jahre leitete sie das Kinderturnen, während Gatte Gerhard, der heuer seinen 74. Geburtstag feierte, seine Freizeit dem Pferdesport und später seinem „Shanty-.Chor“ widmete. Es gab wohl in der Vergangenheit kein Dorffest in Deuringen, wo die „Institution“ Behringer nicht einsprang. „Das machte uns Riesenspaß, Festwagen zu schmücken oder das Fenster für den Deuringer Advent zu dekorieren“, sagt Wally Behringer, die 30 Jahre den Deuringern die AZ zustellte und 13 Jahre Mesmerin der Deuringer Pfarrei St. Gabriel war. Die waschechte Deuringerin, die wie sie erzählt, in ihrer heutigen Küche geboren ist, freut sich mit ihrem Mann über die sechs Enkel Lukas, Denise, Michelle, Anja, Lian und Jonathan, mit denen beide gerne ihre Zeit verbringen. Im Herbst geht das junggebliebene Ehepaar nun erstmals länger auf eine große Reise und erfüllt sich den langgehegten Traum New York mit Long Island zu besuchen.

(si)