Volljährigkeit – ein Grund zum Feiern … |
Sie ist ein Fixpunkt im Terminkalender Stadtbergens, und das schon seit vielen Jahren, die alljährliche Jungbürgerfeier. Früher im Sitzungssaal des Rathauses, inzwischen, und wie könnte es passender sein für die jungen Bürger, im Bürgersaal. Über 30 junge Damen und Herren, die heuer das 18. Lebensjahr vollendet und damit die Volljährigkeit erreicht hatten, waren der Einladung gefolgt und erhielten an diesem Abend feierlich ihren Bürgerbrief überreicht.Doch nicht nur die Jungbürger waren zahlreich erschienen, 1. Bürgermeister Dr. Ludwig Fink konnte Ehrengäste aus Kirche, Schule, Verwaltung und Stadtrat begrüßen, so zum Pfarrer Pfeifer von St. Oßwald und Pfarrer Rudolf von der Pfarrei St. Nikolaus, die Rektorin der Parkschule Karin Fink nebst ihren Konrektoren Friedrich Wagner und Richard Endras, die Rektorin der Leopold-Mozart-Schule Leitershofen, Monika Scherer mit ihrem Konrektor Gerhard Schwab. Natürlich war auch die gesamte gewählte Stadtspitze vertreten, Fink begrüßte „seine Bodyguards im Amt des Bürgermeisters, den 2. Bürgermeister Paulus Metz und den 3. Bürgermeister, Paul Reisbacher“, sowie zahlreiche Mitglieder des Stadtrats und der Verwaltung, an deren Spitze den nunmehrigen Stadtdirektor Stephan Hauke, den Stadtbaumeister Ulrich Lange und den Stadtkämmerer Holger Klug. Ausdrücklich würdigte Fink, dass die Vertreter der Verwaltung nicht nur im Verwalten, sondern auch im kreativen Gestalten groß seien und fuhr in seiner Begrüßung fort mit dem Kulturreferenten und Ehrenstadtrat Horst Brunner, dem „Kultusminister“ Hans Niedermair, der Ordnungsreferentin Birgit Gleich und den Leitern von Bauhof (Josef Niedermair), Bad (Jürgen Pecher), Bücherei (Thomas Werthefrongel) und Kreisvolkshochschule (Johann Mair)Den festlichen Teil der Veranstaltung leitete Verena Metzger mit dem „Abegg-Variationenopus 1“ein, die am Klavier für die musikalische Umrahmung des Abends sorgte und nach diesem Stück von Robert Schumann noch den „Gnomenreigen“ von Franz Liszt und die „Manhattan Skyline“ von J.Moser zu Gehör brachte.In seiner an die Jungbürgerinnen und Jungbürger gerichteten Festrede betonte das Stadtoberhaupt die Bedeutung der jungen Menschen für die Zukunft der Stadt und die volle Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Staat, die mit der Volljährigkeit verbunden sei.Angesichts der aktuellen Entwicklung im Bereich der Finanzmärkte und der Wirtschaft, widmete Bürgermeister Dr. Ludwig Fink diesem Thema breiten Raum, machte klar, dass die riesigen Summen an Finanzhilfen und Bürgschaften Auswirkungen auf alle Bürger und deren Zukunft haben werden. Ein wenig beruhigend wirkte da allenfalls seine Ankündigung, eine Schuldenuhr für Stadtbergen anfertigen zu lassen, die – derzeit noch – gegenläufig sein werde: „Unser Schuldenstand ist seit 2002 kontinuierlich gesunken, von 16.9 Mio ¤ auf nunmehr unter 14 Mio ¤.“Ein im Vergleich zur Finanzkrise noch schwärzeres Bild malte Fink unter dem Stichwort „Energiekrise“ und zitierte die Umweltstiftung WWF, der zu Folge die Menschheit theoretisch bereits im Jahre 2035 einen zweiten Planeten benötige: „Ihr seid dann 45 Jahre alt, im besten Frauenalter und im allerbesten Mannesalter!“.Nach all solchen, ein wenig düsteren Zukunftsvisionen, war es im zweiten Teil der Veranstaltung an Kabarettist Silvano Tuiach, mit persönlichen Erinnerungen an die Vergangenheit („Kennt noch jemand Schildkrötensuppe?“) und heiteren geschichtlichen Tatsachen („Deuringen hatte während der Weimarer Republik eine massive kommunistische Mehrheit“) die Stimmung im Saal aufzuhellen und überzuleiten zum reichhaltigen und vielseitigen kalt-warmen Büffet der Gaststätte „Am Hopfengarten“ (Familie Langenmair), zu dem Dr. Ludwig Fink alle Gäste des Abends eingeladen hatte.(Lesen Sie hierzu auch unseren Kommentar „Jüngbürgerfeier …“)Jungbürgerfeier ohne rosa BrilleKommentar von Gunnar OlmsDass der 18. Geburtstag und die damit erreichte Volljährigkeit von den „Betroffenen“ im Kreise ihrer Freunde und Verwandten laut, lang und lustig gefeiert wird, hat Tradition. Und die an eine solche Altersschwelle – früher bei 21, seit 1974 bei 18 und demnächst wohl bei 16 Jahren – geknüpften neuen errungenen Freiheiten und zudem in Stadtbergen die Einladung der Stadt zur Jungbürgerfeier sind sicher ein Grund zum Jubeln. Erfreulich übrigens, dass in den letzten Jahren immer mehr junge Leute diese Einladung annehmen und in den Bürgersaal kommen, auch wenn diese Veranstaltung nicht ausschließlich Unterhaltungswert verspricht.Denn wer sagt denn, dass eine Feier automatisch fröhlich oder gar ausgelassen sein müsse? (Schließlich gibt es ja auch Trauerfeiern!) Wenn der Bürgermeister als Gastgeber und Festredner in solch einem Rahmen in deutlicher Weise die aktuelle Finanzkrise anspricht und die jungen Gäste darauf vorbereitet, dass sie unter den Folgen werden zu leiden haben, und mehr noch unter den Folgen der sich abzeichnenden Energiekrise und anderer drohender ökologischer Katastrophen, dann, weil eine solche Feier der richtige Anlass dafür ist. Vor drohenden Problemen die Augen zu verschließen wäre schlimm, aber anderen die Augen zu verschließen wäre geradezu verwerflich. Bei solchen Anlässen die rosa Brille zu Hause zu lassen, kann nicht falsch sein.Seine rosa Brille zu Hause gelassen hatte allerdings auch Kabarettist Silvano Tuiach, oder wie sonst ist erklärbar, dass er von der Bühne herab eine Frau des Saales verwies, weil diese ein kleines Kind bei sich hatte, das ja „anfangen könnte zu schreien und dadurch das Publikum ablenken würde“. Wie soll man eine solche Reaktion des Augsburger Lokalstars kommentieren? Vielleicht mit dessen eigenen Worten, dem Titel seines aktuellen Programms. „Oben ohne“ …