Dirigentin Irene Anda stellt die Stadtberger Spieler vor neue Herausforderungen. Und das Orchester meistert diese mit Bravour
Als vor kurzem der Dirigent Tristan Uth das Stadtberger Symphonieorchester verlassen hatte, begab sich das renommierte Ensemble augenblicklich auf die Suche nach einem neuen Taktgeber mit vergleichbaren Qualitäten. Mit der mehrfach ausgezeichneten Norwegerin Irene Anda wurde schließlich eine professionelle Orchesterleiterin mit ins Boot der schönen Klassikklänge geholt, die sämtliche Erwartungen übertrifft: Beim ersten großen Konzertabend in Stadtbergen offenbarte sich nun auch für die Gäste, mit welch unglaublich großen Herausforderungen die Dirigentin die Spieler einen Schritt weiter in Richtung Meisterklasse führen möchte: Mit den skandinavischen Romantikern betrat das Orchester einen Klassikbereich, der aufgrund seiner komplexen Anforderungen normalerweise nur den großen Profiensembles vorenthalten ist. Was hier demnach dargeboten wurde, kann man gewiss nicht als leichte Kost bezeichnen, doch dieses Konzert im Bürgersaal offenbarte sich letztendlich als eine einzigartige Meisterleistung sämtlicher Instrumente: Ein Orchesterfeuerwerk voller Dramaturgie und musikalischer Raffinessen, das augenblicklich die Wände des Konzertsaals zum Erzittern brachte. Mit opulenten Werken von Jean Sibelius, Edvard Grieg und Carl August Nielsen präsentierten die Musiker ein voluminöses Klanggewitter, welches mehr als nur einen außergewöhnlichen Hörgenuss geboten hatte: Nordisches Temperament traf auf die Klanggewalt epischer Filmmusik, die Musiker selbst holten in jeder einzelnen Minute das Äußerste aus ihren Instrumenten hervor. Andas Gesichtsausdrücke wurden dabei zunehmend raubtierhafter, ihre Körpersprache zur expressiven Bühnenakrobatik und der Taktstock schien bald einen regelrechten Fechtkampf auf der Bühne auszutragen. Mit der kosovarischen Pianistin Jelena Stojkovic holte sich das Orchester schließlich noch eine weitere professionelle Spielerin mit an Bord, welcher neben einem tosenden Tastengewitter das Kunststück gelang, zu den rasanten Anschlägen gleichzeitig auch noch die Flügelseiten mit den Fingern zu bespielen. Nach diesen zwei Stunden unverfälschtem Pathos blieb am Ende nur noch eines zu sagen: Eine grandiose Leistung eines neu definierten Symphonieorchesters, von dem man einfach mehr hören möchte! Und wem die Stücke des Komponisten Richard Wagner immer schon etwas zu fröhlich und beschwingt gewesen waren, wird bei den kommenden Auftritten der Stadtberger Symphoniker wohl sicherlich ebenfalls auf seine Kosten kommen.
Text/Bilder: Thomas Hack