Seit 1954 besteht die von der ehemaligen Marktgemeinde und späteren Stadt Göggingen und nach der Eingemeindung von der Stadt Augsburg übernommene Patenschaft zu Neudek/Nejdek in Tschechien. Den Anstoß dazu haben gebürtige Neudeker gegeben, die sich nach ihrer Vertreibung in Göggingen kommunalpolitisch engagiert haben.
Im Jahre 2014 lobte Augsburg’s Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl die seit 2013 neu formierte Heimatgruppe „Glück auf“ – Freunde des Heimatmuseums Stadt und Landkreis Neudek in Augsburg e.V. für ihr historisches Bewusstsein, ihr Zugeständnis ihrer Identität und den wertvollen Verbindungen zu ihrer Heimatstadt Neudek. Seit nunmehr 25 Jahren werden diese freundschaftlichen Kontakte von den „Kindern von damals“, Anita Donderer und Herbert Götz intensiv gepflegt, die jetzt auch von der Heimatgruppe „Glück auf“ mit getragen werden.
So kam es, dass bei einem Gespräch zwischen OB Gribl und den Vorständen Grimm, Götz und Donderer ein Besuch des Neudeker Bügermeisters Lubomir Vitek in der Patenstadt Augsburg ins Auge gefasst wurde.
Am 21. 4. 2016 war es soweit – Bürgermeister Lubomir Vitek kam zusammen mit einer kleinen Delegation, bestehend aus dem Vorsitzenden der Bürgerorganisation „JoN“- Pavel Andrs, der Leiterin für Kulturelles – Dita Mikova und der Deutsch-Lehrerin – Vladimira Bolkova auf Einladung von OB Dr. Kurt Gribl nach Augsburg.
Kurz nach Ankunft wurden sie von Pia Schaller – der Sachbearbeiterin im OB-Referat begrüßt und mit zur Stadtratssitzung ins Rathaus genommen. Auf dem Weg dorthin machte Schaller noch auf ein Geschenk der früheren Heimatgruppe anlässlich der 2000-Jahr-Feier von Augsburg (1985) aufmerksam. Es ist dies ein Fenster im Verwaltungsgebäude, das den Neudeker Turm, gezeichnet von J.W.von Goethe im Jahre 1786, zeigt. Im Rathaus begrüßte Dr. Gribl die Gäste aus Neudek/Nejdek und stellte sie dem Stadtrat vor. Herzlich bedankte sich Bgm. Vitek in deutscher Sprache für die Einladung und sprach gleichzeitig eine Gegeneinladung nach Neudek/Nejdek aus.
Als nächster Termin stand eine kurze Besichtigung des Kurhauses in Göggingen und natürlich der Besuch des Neudeker Heimatmuseums auf dem Programm. Vorsitzender Josef Grimm führte die interessierten Besucher in bewährter Weise durch die Räume, erklärte Einzelheiten und zeigte Raritäten und Schätze des Heimatmuseums. Eine Selbstverständlichkeit war es für die Gäste, auch das Neudeker Mahnmal zu besuchen.
Für den nächsten Tag stand eine Stadtführung mit Stadtführerin Ivana Pevny mit Besuch in der Fuggerei etc. auf dem Programm. Von Anita Donderer und Herbert Götz wurden ihnen anschließend noch andere Sehenswürdigkeiten, wie das Schaezlerpalais, das Maximilianmuseum, die Römermauer, der Dom und das Mozarthaus gezeigt, bevor sie persönlich von OB Gribl eine ausführliche Rathausbesichtigung geboten bekamen. Ein gemeinsames Abendessen im Augsburger Ratskeller rundete den Besuchstag ab, bei dem diverse Gastgeschenke ausgetauscht wurden.
Selbst am Abreisetag ließen es sich die Besucher nicht nehmen, noch den Botanischen Garten und die Kanustrecke zu besichtigen. Dort wurden sie von dem gebürtigen Neudeker, Kanu-Schwaben Vorsitzenden Horst Woppowa fachkundig über das Gelände bis zum Hochablaß geführt.
Für ein paar Tage später war bereits ein nächster Höhepunkt – der Besuch aus dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration durch Staatssekretär Johannes Hintersberger ( ein Augsburger!) zusammen mit dem Leiter des Referats für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Vertriebenenpolitik, Ministereilrat Dr. Wolfgang Freytag, in Neudek/Nejdek angesagt. Beide besuchten aus Reichenberg/Liberec und Prag kommend, kurz die Patenstadt Neudek/Nejdek.
Dabei hob Hintersberger besonders die gute Zusammenarbeit auf „unterer Ebene“ speziell der „Kinder von damals“ und der Bürgerorganisation „JoN, in den vergangenen 25 Jahren hervor. Seiner Ansicht nach kommen solche Verbindungen nur von Bürger zu Bürger und nicht in der großen Politik zustande. Herbert Götz betrachtete in seiner Empfangsrede diesen Besuch als
einen weiteren Höhepunkt dieser Patenschaft und auch als Anerkennung für die jahrelangen Bemühungen um offene und ehrliche freundschaftliche Beziehungen zwischen beiden Städten. Zum Abschluss ihres Kurz-Besuches durfte natürlich ein Besuch auf dem bekannten Neudeker Kreuzweg nicht fehlen, wo Hintersberger an der 1. Station ein wunderschönes Blumengesteck zum Gedenken der Opfer von Flucht und Vertreibung niederlegte, bevor nach einem Blick in die St. Martins-Kirche die Weiterreise nach Eger/Cheb angesagt war. Ereignisreiche Tage, die aber gute Aussichten für eine positive gemeinsame Zukunft erahnen lassen, gingen zu Ende.
Herbert Götz