Café Arrabbiata begeisterte mit Salonmusik der 20er und 30er Jahre
Die Goldenen 20er Jahre im modernen, frechen Gewand: Die Erfolgsformation Café Arrabbiata hat im Bürgersaal eine musikalische Zeitreise in die glitzernde Welt der Salonmusik und Sinnlichkeiten unternommen und ein Konzert präsentiert, das auch keineswegs mit anarchistischem Humor à la Comedian Harmonists gespart hatte. Mit einer leidenschaftlichen Hommage an Marlene Dietrich öffneten sich die Pforten zu einer musikalischen Welt, die auch heute noch zum Träumen, Lachen und Genießen einzuladen vermag. Gefühlvolle Arrangements aus den 20er- und 30er-Jahren, liebevoll dargeboten mit Klarinette, Bratsche und Gesang, erweckten zahlreiche Glanzlichter der großen Stummfilm-Ära wieder zum Leben, die von Marika Rökk bis Zarah Leander den Bühnendivas der legendären Tanztempel huldigten – „Eine Nacht voller Seligkeit“ und „Die Blauen Nächte“ waren einige äußerst gelungene Beispiele dafür. Sehr schön war zudem, dass jedem einzelnen Instrument derselbe Raum zugestanden wurde, sodass sich immer wieder unterschiedliche Klanglinien und neue Schwerpunkte auf der Bühne entfalten konnten. Doch ganz im Sinne von Max Raabe & Co kam freilich auch der skurrile Humor nicht zu kurz: Der Gassenhauer „Ich steh mit Knut gut“ oder die musikalische Karikatur des guten alten „Waldemar“ offenbarten sich als herrlich unfugige Beiträge und stellten dennoch große Herausforderungen an die Kunstfertigkeiten der Interpreten dar. Als schließlich auch noch Bratschistin Kirstin Arndt auf der Bühne ihre lautstarken Stepptanzkünste zum Besten gab, war das verschrobene Klanggemälde der temporeichen Federboazeit schließlich rundum perfekt. Ein interessantes Highlight des Abends war jedoch eine ungewöhnliche Interpretation, die das Publikum nicht in die schummrigen Kellerclubs und großen Varieté-Theater entführte, sondern in das Reich der orientalischen Wüstenlandschaften: Von sanften Bongo-Anschlägen unterstützt, geleiteten Klarinette und Gesang die Gäste immer tiefer in die exotische Welt von 1001 Nacht, wobei mittels äußerst seltsamer Instrumente sogar das Rasseln der Klapperschlangen seine klangliche Entsprechung fand. Café Arrabbiata präsentierte im Bürgersaal insgesamt eine gelungene Auswahl der deutschen Salonmusik und hat diese durchwegs in angenehmer Weise umgesetzt.
Text/Bilder: Thomas Hack