Hildegard und Karl Hertrich aus Deuringen feierten am 2. Dezember ihre Diamantene Hochzeit. Ihre ganze Freizeit widmeten sie dem TSV Deuringen.
Deuringen. Über den Besuch von Stadtbergens Ersten Bürgermeister Paulus Metz, der im Namen der Bürgerschaft die herzlichen Glückwünsche mit einem Sektpräsent zur Diamantenen Hochzeit überbrachte, freuten sich Hildegard und Karl Hertrich ganz besonders. „Es ist schon eine große Ehre, wenn der Bürgermeister sich die Zeit nimmt, mit uns über unser Leben zu plaudern“, strahlt Hildegard Hertrich (geborene Müller). Kennen gelernt hat sie ihren Gatten Karl (80 Jahre) als 16-Jährige am „Dorfplätzle“ bei der Bahn in Vogelsang, wo sich einst die „motorisierte“ Deuringer Jugend gern mit den Kumpels aus Vogelsang traf. „Der Karl gefiel mir auf Anhieb, den oder keinen, das war für mich von Anfang an klar“, verrät die 78Jährige schmunzelnd, die mit ihrer Mutter und den drei Geschwistern Rita, Alfred und Ernst ohne Vater, er blieb im Krieg, aufwuchs. „Die det scho passa, hab ich mir damals gedacht“, schmunzelt heute Gatte Karl. Doch der jungen Blumenbinderin stand ein beschwerlicher Weg bevor, denn Mutter und Onkel waren mit ihrer Wahl überhaupt nicht einverstanden und schimpften: „Wie kannst Du nur einen Deuringer heimbringen? Aus diesem Kommunistendorf brauchen wir keinen!“ Doch Hildegard blieb stur und so traf sich das frisch verliebte Paar weiterhin heimlich, wurde immer wieder „verpfiffen“, der häusliche Ärger blieb folglich nicht aus. „Ich hab sie dann zu einem Theater-Stückle in die TSV-Halle eingeladen, von da an war´s offiziell“, fügt Karl Hertrich, der eine Lehre zum Stanzer bei der Firma Eberle in Pfersee absolvierte, hinzu. Zwei Jahre später am 2. Dezember 1955, die Mutter gab endlich ihren Segen, wurde standesamtlich geheiratet und im Sommer folgte die große „weiße“ Hochzeit in der „eidruckt vollen“ Deuringer TSV-Halle. Mit der Geburt von Sohn Peter 1957 war das Glück der Eheleute perfekt. Sie übernahmen das Elternhaus in der Allgäuer Straße, renovierten, bauten um, unterstützten zudem tatkräftig die Mutter bei ihrer Hausmeistertätigkeit der benachbarten TSV-Sporthalle und übernahmen schließlich selbst diese Aufgabe. „Da haben wir über 30 Jahre bis 2010 unsere ganze Freizeit verbracht und das auch gerne“, erzählt das Jubelpaar, das stolze Großeltern von Michael (28 Jahre) und Anja (25 Jahre) ist. Dem Hobby ihres Mannes, er ist leidenschaftlicher Motorradfahrer von Jugend an, kann Hildegard Hertrich, die viele Jahre in der Blindenschule Augsburg bis zu deren Schließung arbeitete, bis heute nichts abgewinnen. „Er hat halt Benzin im Blut und ich hab kein Verständnis für die schnellen Sachen“, sagt sie. Schweres Herzens gab der Hertrich Karl vor kurzem nach einer großen Tour durch die Schweiz seine 750-er Honda ab, pflegt und hegt aber seine 125-er DKW, Baujahr 1951 mit der an Oldtimer-Treffen teilnimmt. Aus einer Kiste „voller Glump“ restaurierte er liebevoll sein „Schätzchen“, das frischpoliert, einsatzbereit in der Garage steht. „Nicht streiten, jeder gibt mal nach und muss mal Recht bekommen“, lautet die Devise der Hertrichs für 60 Jahre glückliche Ehe. Verschmitzt grinsend meint der Diamanthochzeiter: „Unsere Wohnung hat ja viele Türen, jeder kann durch eine andere hinausgehen!“ Gattin Hildegard sieht es ganz gelassen: „Stimmt!“
Text/Bild:
Ingrid
Strohmayr