Hausärzte wollen Patienten weiter optimal betreuen. Informationsveranstaltung in Bobingen zu Veränderungen im Gesundheitswesen

Hausärzte wollen Patienten weiter optimal betreuen. Informationsveranstaltung in Bobingen zu Veränderungen im Gesundheitswesen


Medizinische Versorgungszentren, gewinnorientiert arbeitende Großpraxen, internationale Kapitalgesellschaften, die das Gesundheitswesen bestimmen. Der Hausarzt als weisungsgebundener Angestellter. Der Patient: eine Nummer, vom Callcenter weitergeleitet. Ein Horrorszenario? Keineswegs, sind Bayerns Hausärzte überzeugt. Bei einer gemeinsamen Kundgebung Ende Januar machten rund 7000 bayerische Hausärzte ihrem Unmut Luft. Die Patienten sind verunsichert. Deshalb gingen Hausärzte aus dem südlichen Raum Augsburg in die Offensive und standen bei einer Informationsveranstaltung in der Bobinger Singoldhalle Patienten Rede und Antwort.„Patienten fragen ihre Hausärzte: Wie geht es weiter?“ war das Thema des Abends, bei dem rund 25 Ärzte und Ärztinnen der „Hausarztgruppe Südliches Augsburg“ etwa 700 Patienten und Patientinnen eine eindeutige Botschaft mit nach Hause gaben: „Wir Hausärzte wollen Ihnen auch in Zukunft Tag und Nacht zur Seite stehen und Sie weiterhin als unsere Patienten optimal versorgen können!“ Und „Wir, Ihre Hausärzte, lassen Sie nicht im Stich – weder heute noch morgen!“ so der Bobinger Allgemeinmediziner Dr. Michael Stechele im Namen seiner Kollegen.Unterstützt bei der Aufklärung ihrer Patienten wurde die Hausarztgruppe Südliches Augsburg, zu der Hausärzte aus Göggingen, Inningen, Haunstetten, Königsbrunn, Bobingen und Schwabmünchen gehören, von einer prominenten Rednerin und Kämpferin für eine wohnortnahe Grundversorgung der Patienten, von der Autorin Renate Hartwig aus Neu-Ulm. Die Begründerin der Patienteninitiative „Patient informiert sich“ berichtete in einer leidenschaftlichen Rede über die Entwicklung des Gesundheitswesens: „Arzt und Patient sind im Würgegriff der Gesundheitsindustrie“, sagte Renate Hartwig und sprach von einer „Gesundheitsmafia“. In unserem Gesundheitswesen drohten Verhältnisse wie in Amerika, wo Krankenversicherungen über Leben und Tod der Patienten entschieden, über „Abweisung und Rausschmiss aus dem Krankenhaus“. Beispielgebend nannte die Rednerin die DAK, die seit Januar 2008 einen Vertrag mit einem amerikanischen Gewinnmaximierungsunternehmen hätte. Renate Hartwig rief die Patienten zur Solidarität mit ihren Hausärzten durch Teilnahme an einer Unterschriftenaktion auf – eine Aufforderung, der die anwesenden Patienten bei der Veranstaltung gerne nachkamen. Unterschriftenlisten liegen zudem in den Hausarztpraxen auf.Dr. Alois Schäffler, Bobingen, informierte über das gängige Abrechnungswesen in Form eines komplizierten Punktesystems. Praxisgebühr, Zuzahlungen für Medikamente sind nur einige der Einschränkungen, die Patienten seit geraumer Zeit hinnehmen müssten, führte Dr. Thomas Winter aus Bobingen aus. Die Hausärzte befürchteten aber weit einschneidendere Änderungen, „da Politik und Krankenkassen einen radikalen Umbau des Gesundheitswesens begonnen haben“, sagte der Mediziner und führte ein praktisches Beispiel an: Bei von Kassen und Politik befürworteten Vorsorgeuntersuchungen übernehme die Krankenkasse nur die Kosten für drei Laborwerte sowie eine orientierende körperliche Untersuchung. Weitere Laborwerte und ein EKG seien nicht automatisch Kassenleistung. „Das ist so, als ob Sie mit Ihrem Auto in die Werkstatt fahren und der Mechaniker öffnet zur Inspektion nur mal die Motorhaube!“ mehr: www.hausaerzte-bayern.de www.patient-informiert-sich.de